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ÜBUNGEN UND THEORIE zu BEWEGUNGSWAHRNEHMUNG, ergänzend zur Veröffentlichung „LERNEN IM GLEICHGEWICHT“

Dies ist eine Serie an Übungen zu BEWEGUNG, die die dargestellte Praxis in der Veröffentlichung „Lernen im Gleichgewicht“ erweitert. Dort finden Sie:

  1. SCHREIEN, KRÄMPFE, VERDAUUNG, SCHLAFEN UND RUHE
  2. DIE HAUT. SPÜRORGAN UND LERNORGAN EIN LEBEN LANG. DIE HAUT. BERÜHRUNG UND BINDUNG
  3. BEWEGUNGSKOMPETENZ UND ETAPPEN DER BEWEGUNGSENTWICKLUNG
  4. STRESS UND AUSDRUCK

Im folgenden lesen Sie - und üben - zum Thema BEWEGUNG. Weitere Praxisanleitungen: zum Thema BERÜHRUNG, finden Sie ebenfalls als Text auf www.eva-weissmann.de

Es geht um Bewegung und besonders um das Spüren der Bewegung. Eine gute Praxis der Bewegungswahrnehmung, so wie ich sie hier für Schulkinder und kleine Kinder nahelege, wird ebenso wohltuend für deren Geist und Körper sein wie eine Meditation der Achtsamkeit. (s. Kap. 9a der Veröffentlichung „Lernen im Gleichgewicht“) Daher muß sie auch in einer Haltung von Bewußtheit und feiner Wahrnehmung angeleitet und praktiziert werden. Zu folgenden Themen (von der Schwangerschaft bis zum Lebensende) gebe ich in diesem Kapitel Übungen:

  1. SCHWANGERSCHAFT
  2. FAMILIENBINDUNG IN DER SCHWANGERSCHAFT
  3. GEBURTSHILFE, HEBAMMEN UND GEBÄREN 1. bis 9.
  4. DIE HÜFTGELENKE
  5. DIE WIRBELSÄULE IM ZUSAMMENHANG VON KÖRPERLICHEN UND SEELISCHEN INTERAKTIONEN ZWISCHEN BABIES UND ELTERN
  6. BEWEGUNGSSPIELE 1.- 9.
  7. INTERAKTIONEN VON ELTERN UND KIND
  8. MEDITATIONS- UND RUHEÜBUNG FÜR KLEIN UND GROß
  9. VOM LIEGEN INS SITZEN: FÜR JUNG UND ALT
  10. BEWEGUNGSENTWICKLUNG UND FLEXIBILITÄT
  11. VON ERZIEHEND, BETREUEND UND MEDIZINISCH TÄTIGEN
  12. LERNEN LERNEN UND KONZENTRATION LERNEN
  13. LERNEN BIS ZUM LEBENSENDE UND AM LEBENSENDE - SENSITIVITÄT, RESPONSIVITÄT UND KINÄSTHETISCHE EMPATHIE
  14. „ICH SCHAFFE DAS“: WORTE, KÖRPER UND BEZIEHUNG FÜR GROSSE HERAUSFORDERUNGEN UND KRISEN

Rund um die Anleitungen erkläre ich auch Absicht und Hintergrund und für wen und welche Situation sie konzipiert sind. Im Anschluß an die meisten Übungen findet man Theorie, um die Absicht, den Sinn und den Hintergrund zu verstehen. Viele Übungen kann man mit Kindern machen; etliche dienen der Selbsterfahrung. Es handelt sich teils um ausführliche Anleitungen, beispielsweise für Eltern, PädagogInnen, TherapeutInnen oder ÄrztInnen, teils um kurz gefaßte Ideen. Von den Impulsen kann man sich einfach inspierieren lassen, für sich selbst und für das Kind. Das A und O meiner Übungen sind die inneren Einstellungen von Bewußtheit und Responsivität. Es geht um keine Techniken, weder des Sports noch des Anfassens. Das Ziel ist die Erweiterung der Kompetenzen aller Beteiligten, eine Dynamik des Lernen und der Gesundung, nicht die Perfektion. So wie in der Theorie Bewegungsentwicklung, Hauterfahrungen und Bindungserlebnisse überlappende Bereiche bilden, findet sich dies auch in den Übungen gespiegelt. Das taktil-kinästhetische System ist maßgeblich beteiligt an Urvertrauen und Beziehungsfähigkeit des Menschen. Wenn man mit dem eigenen Leib Bewegungen ausprobiert, erlebt man oft die Nähe zu Berührung, z.B. wenn wir rollen, springen, rutschen, uns stützen und stemmen, berühren wir den Boden oder andere Menschen. Beziehungsaktivitäten gehen oft mit Bewegung und mit Berührung einher. Beispiele sind: stoßen, streichen, umarmen, anrempeln. Berührung ist seit Menschengedenken eine Heilmethode und eine Sprache. Sobald wir einander anfassen, streicheln, ziehen, stoßen, schlagen, erschaffen wir Beziehung, eine bestimmte Qualität von Bindung oder gar Verletzung und Traumatisierung. Weniger bekannt sind die Wirkungen der Berührung auf das Lernen und Miteinander-Lernen. Auch das nichtsprachliche Verarbeiten von Berührungen stellt bereits ein Lernen dar. Beziehung ist Grundbedürfnis eines jeden Kindes und Erwachsenen. In der Arbeit von Erziehung, Pflege und Heilung sind Reflexion und praktische Erfahrung dazu grundlegend, um nachzuvollziehen, was Anziehung und Abstoßung, Distanz und Dissonanz, Gemeinschaft und Getrenntheit bedeutet und transportiert. Auch viele unserer körperlichen Alltagsaktivitäten zeigen Bezogenheit und Responsivität oder umgekehrt Gleichgültigkeit und Ablehnung. Wir drücken dies in Haltungen, Bewegungen und Abstand, auch in Hinwendungen und Abwendungen, aus. Die körperlichen Kƒompetenzen der Erwachsenen werden das Bindungsverhalten der nachfolgenden Generation miterschaffen. Hier kann man die Verantwortung und Ausbildung von Elternschaft und Erziehung nicht hoch genug bewerten.

Jeder Erwachsene und jedes Kind können selbst solche Spiele erfinden. Vonseiten einer helfenden Person ist jedoch Selbstwahrnehmung notwendig. Falls ein Kind etwas nachholen muß, Bedarf am Erlernen von Aufmerksamkeit hat oder auch etwas träge ist, kann man in jedem Alter kinästhetisch auf es eingehen. Man läßt sich passende Spiele und Übungen einfallen oder erweitert bekannte Spiele mit Fingern, mit Füßen, mit Knien, mit Popo usw. Voraussetzung ist immer, zu beobachten, mitzuspüren, Freiheit zu geben, auch Freiraum für die Bewegungsrichtungen der Körperteile des Kindes, wenn man es im Arm hat, auf dem Schoß, auf den Schenkeln oder als Reiter auf dem Rücken…In der ganz frühen Zeit ist man Begleiter der Mundbewegungen und der Handbewegungen sowie der Hand-zu-Mundbewegungen. Die Bewegungen im Zwischenraum zwischen Brustkorb und Kopf, speziell zwischen Atlas und Schädel, sollten stets freigegeben werden. Sie sind besonders grundlegend für das gesunde Wachstum, die aufgerichtete Haltung, die Entwicklung des Raumes von Kiefer, Mund und Kehle und für das Lautieren, Plappern und vor allem für das Sprechen. Die Funktionen, die diesen Bereichen zugeordnet sind, sind fundamental in der Entwicklung des Gehirns, seiner Struktur und der Schaltungen. (Cohen-Bainbridge, Bonny (1993), Sensing, Feeling, and Action. Contact Editions. Northampton, MA . Rizzolatti, Giacomo, Sinigaglia, Corrado (2006), Empathie und Spiegelneurone. Die biologische Basis des Mitgefühls. edition unseld.suhrkamp verlag. Aus dem Italienischen: so quell que fai…. Broich, Ingvo (2010). Mundfunktionen sind Grundfunktionen. INTERDISZIPLINÄR, 18, 1, 35-41. Broich, Ingvo ( ), Sprache - Körpersprache - Funktion. centaurus Verlag Freiburg. zu diesen Zusammenhängen s. auch Kap. 5 und Kap. 9)

1) SCHWANGERSCHAFT

Das ungeborene Kind erlebt die Gebärmutterwände als Halt und als “Interaktionspartner” bei den gemeinsamen Bewegungen, wenn die Mutter geht, sich hinlegt und bei den vielerlei alltäglichen Bewegungen. Dieser Austausch und diese Sicherheit können bestärkt werden durch das Verhalten der Eltern und müssen beim Geborenwerden und danach weitergeführt werden. Die hier folgende Übung “Kinesthetic Bonding” (Kinästhetische Bindung) stammt von Dr. Lenny Maietta, die zusammen mit Dr. Frank Hatch die Kinästhetik entwickelt hat. Beide haben sich seit den 70er Jahren intensivst mit Berührung und Bewegung, und speziell mit dem Eltern-Kind-austausch, befaßt. In ihrer Dissertation beschreibt Maietta ihre kybernetischen und entwicklungspsychologischen Forschungen, Thesen und Studienergebnisse. Ich beziehe mich immer wieder auf deren Arbeit. Sie haben die Wirkungen von Elternkompetenzen im körperlichen Umgang mit dem Kind auf seine Entwicklung und Lernfähigkeit und auf die Familienbindung gründlich untersucht und bewiesen. Im Kapitel 9 unter “Kinästhetische Konzepte” gehe ich ausführlich auf die Kinästhetik ein. “Kinesthetic Bonding” ist ein Vorgang - und hier eine theoretisch gut fundierte Übung - für Mutter bzw. Eltern und Kind, der in der Schwangerschaft beginnt. Maietta kam zu dem Schluß, daß Bewegung und Bewegungswahrnehmung für die kindliche Entwicklung und das Lernen von zentraler Bedeutung sind. Maietta und Hatch erkannten die Rückkoppelungsphänomene im Leib und die engen Zusammenhänge zwischen der leiblichen Verbindung, der Berührung, der geistigen Beziehung und dem Lernen aller Familienmitglieder bzw. des Kindes und der fürsorgenden Personen. Maietta beginnt mit einer theoretischen Einführung zum Zusammenhang von Bindung und kinästhetischem Sinnessystem. Ich stelle hier die Übung ihrer Theorie voran. (Anm. Hier handelt es sich um meine Übersetzung aus dem Amerikanischen ins Deutsche, E.W.)

DIE ÜBUNG:

„Lege Dich auf den Boden und fasse Deine Füsse. Die Hände greifen die Füße von aussen, Daumen neben den Fingern, die Arme sind zwischen den Beinen. Wenn das anstrengend oder schmerzhaft ist, fasse die Unterschenkel. Was wichtig ist, ist die "jochartige" Beziehung zwischen den oberen Extremitäten des Körpers und den unteren. So kann eine Bewegung, die von einem Bein oder Arm initiiert wird, sich durch den Körper fortsetzen. Du kannst auf dem Rücken liegen oder auf der Seite, wie es Dir angenehmer ist. Beginne damit, ein Bein zu längen und fühle den Zug, wie er sich durch die anderen Teile Deines Körpers fortsetzt. Wenn sich dieses Bein "weg" bewegt, dann zieht es an dem dazugehörigen Arm, längt diesen und zieht dann auch an Hals und Kopf. Wenn Du Deine Beine nicht fest hältst oder zusammenpreßt (sondern locker hältst und die Beine getrennt läßt), ist es interessant, wie das andere Bein und der andere Arm sich verkürzen oder zur Mitte des Körpers ziehen. Wir haben jetzt die Grundlegung für eine NICHT ZIEL-ORIENTIERTE KONVERSATION zwischen sich längenden und sich verkürzenden Körperteilen, während wir mit möglichen Richtungen und Abständen spielen. Wenn Du Deinem führenden Bein erlaubst, sich zu verlängern, sich zu beugen, zu drehen und sich wegzubewegen in verschiedene Richtungen und Abstände, wirst du beginnen, dich in den Raum hinein zu bewegen. Deine Bewegungsmöglichkeiten sind unendlich, so lange wie Du nicht versuchst, irgendwohin Spezifisches zu gelangen und Du Deinem Arm, Deiner Schulter, Deinem Bein, Deinen Hüftgelenken und Deinem Kopf erlaubst, sich zu differenzieren und einander zu folgen.“

DIE THEORIE:

Für Maietta und Hatch gilt der kinästhetische Sinn als integrierender fundamentaler Faktor allen Lebens und speziell der Entwicklung des Fötus und des kleinen Kindes. Zunächst stellt sie fest, daß sie sich viele Jahre mit ihren eigenen Kindern und im Rahmen ihrer Doktorarbeit zu Eltern und Neugeborenen mit dem Thema Bindung befaßt hat und wie sie ihre Forschung auf einem Kongreß zu Prenataler Psychologie präsentierte. Sie schreibt dann weiter: „...Was geschieht in der Schwangerschaft? Während der Schwangerschaft erlebt die Mutter Veränderungen in allen Bereichen ihrer Funktionen. Sie hat eine höhere Sensitivität von allen ihren Sinneswahrnehmungen: hören, sehen, berühren, riechen, schmecken und bewegen. Veränderungen sind wahrnehmbar mit den Sinnen und geschehen gewöhnlich in jene Richtung, die diejenige äußere und innere Umgebung bevorzugt, die für die Entwicklung des wachsenden Kindes nötig ist. Veränderungen in der Bewegungssensitivität sind für mich von besonderem Interesse....“ “ Ein Band ist eine Verbindung. (Anm. zur Übersetzung: M. verwendet das englische „Bonding“. Wir können es auch übersetzen mit Verbundenheit oder Bindung) “Bonding” ist der Prozess, durch den zwei oder mehr lebende oder nicht lebende Substanzen eine Verbindung aufrecht erhalten (E.W.: wohl auch: herstellen oder erschaffen). Es ist eine Tatsache, daß ohne signifikante Bindung (“bond”/Verbundenheit) Menschen jeglichen Alters sterben. Alle Theorien stimmen darin überein, daß der Prozess der Bindung („bonding“) zwischen Eltern und Kind für eine gesunde Entwicklung essentiell ist. Worin man nicht übereinstimmt, ist, “WANN” Bindung entsteht, “WIE” sie entsteht, und “WAS” damit und danach zu tun ist. “WANN”: Die “Mainstream”-Theorien zu Bindung (des Bonding) schlagen vor, daß das Ereignis irgendwann zwischen den ersten Momenten nach der Geburt und im Laufe des ersten Lebensjahres geschieht. (Anm. zur Bindung zwischen Neugeborenem/Säugling und Fürsorgeperson/Hauptbezugsperson/Mutter: Im Deutschen spricht man von Bindung, auch von Bonding, hier vor allem bei der Bindung vonseiten der Elterern, und die vonseiten des Kindes spricht man im Deutschen auch von Bindung, während im Englischen/Amerikanischen meist das Wort „Attachment“ gebraucht wird - s. dazu die Kapitel 5, 7, 8 und 10) “WIE”: Man ist sich einig, daß eine Synchronisation der taktilen, auditiven und visuellen Erfahrungen in der Grundlegung der menschlichen Verbundenheit wichtig ist. Man betrachtet das Baby auch als ein Wesen, das Schmecken und Riechen benutzt, um die Mutter zu erkennen und sich auf sie zu beziehen. Aber bei der Beschreibung der Bindung (bonding) sind ein (spezielles) Sinn(esorgan) und eine bestimmte Sinneswahrnehmung ( “only one sense”) ausgelassen worden, der kinästhetische Sinn. (Anm. Maietta betont hier, dass die Frühpädagogen und die Gehirn- und Bindungsforscher regelmäßig die Bewegungswahrnehmung unerkannt lassen - s. auch Kap. 5, 7 und 9) “WAS” nun tun: Eltern wird oft gesagt, daß das Baby sie wissen läßt, was sie/er braucht. Sie müssen nur einfach ihr Kind richtig lieben. Die Bestandteile zu gesunden Eltern-Kind-Beziehungen und einer gesunden Entwicklung schließen viel Berühren, Halten und Spielen ein, und angemessenes Spielzeug müsse im passenden Alter angeboten werden. Ich denke, die meisten Eltern realisieren, daß es Fertigkeiten und Informationen erfordert, wenn man unterstützende Beziehungen schaffen will. Die meisten von uns wurden zu Eltern und brachten von beidem wenig mit. Wir hatten den mündlichen Rat von unseren Eltern, Freunden und medizinischen Ratgebern; und die schriftlichen Ratschläge unserer bevorzugten Experten im Eltern-Kind-Feld. Ich denke, daß dem Mainstream der üblichen Bindungstheorien ein Verständnis der Rolle von Bewegung bei der Kreation sinnvoller Beziehungen fehlt. Das Einbeziehen des kinästhetischen Sinnes in die Beschreibung des Vorgangs , durch den signifikante Verbindungen hergestellt werden, kann ein Schlüssel für die Integration all der verschiedenen Bindungstheorien bieten. DER KINÄSTHETISCHE SINN: Der kinästhetische Sinn ist der Bewegungssinn. Er ist der einzige Sinn, ohne den wir nicht leben können. Wir können leben ohne die Fähigkeit zu sehen, zu hören, zu schmecken oder zu riechen. Aber wennfi unsere Bewegungssysteme aufhören zu funktionieren, endet unser Leben. Die primären Aufgaben (functions) des kinästhetischen Sinnes sind: 1) Alle vitalen Systeme zu integrieren; 2) Alle Körperteile wissen zu lassen, wo sie sich befinden in Beziehung zueinander und in Beziehung zur aktiven und passiven Umgebung; 3) Die anderen Sinne zu integrieren: Sehen, Hören, Schmecken, Berührung und Riechen. Das unabhängige und integrierte Funktionieren der Sinneswahrnehmungssysteme (sensory systems) ist abhängig von der Fähigkeit, Unterschiede wahrzunehemen, die durch Bewegung zustande kommen. (vgl. meine Ausführungen in Kapitel 11: II Tanz-Modellkindergarten: Die Bedeutung des kinästhetischen Wahrnehmungssystems für die gesunde Entwicklung)

Föten drücken sich durch Bewegung aus. In jedem Augenblick variiert deren Bewegung räumlich, zeitlich und dynamisch. Ich behaupte, daß Verbindung zwischen Eltern und Kindern sich im Verlaufe der Schwangerschaft entfaltet, wenn die Eltern der Bewegung ihres sich entwickelnden Kindes folgen. Das sich entwickelnde Kind antwortet verschiedenartig auf sich verändernde Gegebenheiten von Licht und Klang, auf die Bewegungen der Mutter und ihre emotionalen Reaktionen während aller Aktivitäten und Interaktionen.“ ( Anm. Zitat/ Übung aus: Maietta, Lenny (1986), Kinesthetic bonding. In: KINÄSTHETIK, 11. Bulletin, Dezember , hrsg. Verein für KINÄSTHETIK, CH 5604 Hendschiken S. 21 -23. s. auch Maietta, Lenny, Hatch, Frank (2004). Kinaesthetics Infant Handling Bern: Hans Huber und Maietta, Lenny (1985). The Effects of Handling Training on Parent-Infant Development. The Fielding Institute. Unpublished Diss. s. dazu auch Winnicotts körperliches Verständnis des „Holding“: Kap. 10 und vgl. die „Kinästhetische Empathie“ in Weißmann, Eva (1999), TanzTheaterTherapie S. und s. hier Kap. 4 und Kap. 5: 2. Die kinästhetisch orientierte Pädagogik)

2) FAMILIENBINDUNG IN DER SCHWANGERSCHAFT

Diese Übung zeigt gemeinsames Bewegen der schwangeren Eltern mit dem Kind und WIE AUCH DER VATER WÄHREND DER SCHWANGERSCHAFT DAS KIND TRAGEN KANN. Hier biete ich sie in gekürzter Form an. (Anm. Sie finden sie ausführlicher an anderem Ort: Weißmann, Eva (2000), Bewegungsszenen von Kindern und Eltern - Systemisch-analytische Bewegungs-Familientherapie. in : Trautmann-Voigt, Sabine, Bewegung und Bedeutung. Carl Richter Verlag, Köln S. )

Ein solches Miteinander von Mutter, Vater und Kind während der Schwangerschaft ist wie eine gute Nahrung für alle und schafft nicht nur Bindung, sondern als existenzielles Erlebnis vielleicht sogar Heilung. Das Trio und seine Interaktionen können aber auch traumatisch sein, oder werden, etwa bei Trennung, und so ins Gegenteil führen. (Anm. vgl. die Falldokumentation 10 in Kapitel 8). Ähnlich kann man sich auch die Nahrung und Versorgung über die Nabelschnur vorstellen; auch hier kann es die gute Nahrung geben oder eine „Vergiftung“ mit körperlichen und seelischen Stoffen ( Karlton, Terry & Team ( ), Umbilical Affect (2011), Institute for Pre- and Perinatal Education, pp. 2/7, 2/12,2/30, 2/32. Pesso, Albert SKRIPT AUS SEMINAR ). Die Nabelschnur ist konkret-physiologisch zunächst „nur“ die Schnur zwischen Mutter und Kind, als Metapher jedoch ist jede tiefe Verbindung und Versorgung eine „Nabelschnur“ zwischen Menschen, die irgendwann wieder getrennt oder gelöst werden muß. Die „Nabelschnur“ einer gemeinsamen Bewegung und Berührung in der Familie ist zu verstehen als Geben und Nehmen mit dem letztlichen Ergebnis, auch wieder zur Lösung zu führen und für das Kind zur Unabhängigkeit, für alle zur Autonomie - zur rechten Zeit: Dein Kind ist nicht Dein Kind. Gerade diese Entfaltung von Bindung und Ent-Bindung zeigt die Evidenz des engen Zusammenhanges zwischen Bewegung, Berührung, Beziehung und Entwicklung des Gehirns. (Anm. Gibran, Khalil (IM KELLER) ;Winnicott spricht von dem Wachsen aus der „totalen Abhängigkeit“ über die „relative Abhängigkeit“ zur „interdependence“: s. Kap. 10).

3) GEBURTSHILFE, HEBAMMEN UND GEBÄREN

Es geht mir hier darum, wie die Frau, und besonders als Mutter, ihre Freiheit erhalten kann. Daß sie innerlich frei wählen kann und daß es um ihr Wohlergehen geht, wird nur ermöglicht durch eine veränderte Bewusstheit und Kooperation des Helferteams. Daher umfassen die Übungen die Beteiligung aller, neben Themen wie Atem, Bewegung, Lassen und Folgen. Die große Bedeutung der Wehentätigkeit als Bewegungs- und Berührungsimpulse für Leib und Seele der Mutter und des Kindes ist evident für Gesundheit und Bindung. Mehr wird dazu in den Kapiteln 7 und 9 a beschrieben. Im vorliegenden Kapitel geht es um die Bewegungen und das Zusammenspiel aller als einer großen Team-Interaktion. Die Beteiligten können sehr verschiedene Ziele anstreben. Es sind die Gebärende und das Kind, alle, die beistehen und die - möglicherweise medizinisch - helfen. Diese Kooperation ist nicht leicht und scheint als eine „Geburtsarbeit“ in unserer Gesellschaft noch anzustehen.

Aus meinen Erfahrungen und aus meinen Vorstellungen wuchs in mir das Bild einer Geburt im Kontext liebevoller, aber echter Begegnung, des offenen Gesprächs, einer konfliktgeschulten Crew und eines konkret bewegten kinästhetischen Miteinanders. Dabei gibt es eine Balance von Aktivität und Passivität - nicht im Sinne von festgelegten Rollen, sondern im Sinne der Ausgewogenheit zwischen Ruhe und Aktivität auf gemeinsamer Basis. Dies geht nur mit Wahrnehmung und darin der kinästhetischen Wahrnehmung. Es würde also eine ganzheitliche Geburtsvorbereitung dazugehören, bei der die Mutter sich in ihrem ganzen Menschsein auf das Kind und das Gebären einstellt, sich dafür ausreichend Zeit schenkt und bei der sich alle Beteiligten den Themen unserer Zeit stellen¡: Wasfür Folgen haben übertechnisierte Geburten für die Kinder und die Familien? Was ich gesehen habe, waren häufige Stockungen und „nicht helfende Hilfen“; und was ich sehe, sind die Existenznöte der freien Hausgeburtshebammen und die vielen Burn Outs oder Zusammenbrüche und Beendigungen der Berufslaufbahn von Hebammen, gerade auch derer von Geburtsstationen. Was ich weiter sehe, ist: Die Frauen brauchen vor der Geburt eine umfassendere und zeitaufwändigere Vorbereitung, während der Geburt einen seelischen Beistand und nach der Geburt eine intensivere und zeitaufwändigere Nachsorge für sich und für das Kind. Für den seelischen Beistand denke ich an eine „Birth attendant“, wie sie Winnicott nahelegt und Jessica James anschaulich beschreibt. Ihre Begründungen und Methoden kann ich mehr als bestärken, zumal ich viele Situationen von Not miterlebte und versuchte beizustehen. (s. Winnicott, S. 317 in: Babies and Their Mothers : words S. 441)

Körper und Geburt s. Words S. 315... James, Jessica (1996), The application of Group analysis in the child-bearing year: The Function of Holding in „Winnicott Studies. The Journal of The Squiggle Foundation Number 11 Spring 1996. Karnac Books London) Das Kind braucht bedeutend mehr Ruhe- und Gewöhnungszeit für sein Leben auf dieser Erde, als dies in Europa, im Westen oder eben in unserem Umfeld sichtbar ist. Im folgenden gebe ich praktische Lektionen und ergänzende Perspektiven rund um die Geburtkooperation. Ich leite viel von kinästhetisch orientierter Körperarbeit her und erweitere diese um psychologisch und konfliktorientierte Sichtweisen. In meinen Untersuchungen und praktischen Erfahrungen komme ich zu der Überzeugung, daß solche „kinästhetisch-seelischen“ Unterstützungen im Kontext der Prä- und Perinatalen Medizin und Psychologie sinnvoll angewandt werden können für die Gebärende, das Kind, den Vater, die Ärzte und die Hebammen. Wünschenswerte Z”iele sind Reduktion von Stress, von Schmerzen, von Komplikationen und von unnötigen Kaiserschnitten. Es geht um möglichst “flüssige” Geburtsverläufe, um eine Erleichterung der Arbeit des ganzen Teams, nämlich von Mutter, Kind, Partner, Mediziner, Hebammen und Begleitungen oder beistehenden Personen, und weiter um einen guten Start in die Mutterschaft und ins neugeborene Leben. Die Hebammen und ÄrztInnen bedürfen der Erleichterungen und Anregungen für ihre anstrengenden Positionen und Aktivitäten während der Geburt. Kinästhetische Körperarbeit bietet immer einen Zugang zum ganzen Menschen und wirkt auf verschiedenen Ebenen, auch auf der emotionalen und der Ebene der Beziehung. Ein Teil der Anleitungen habe ich in einer Fortbildung für Ärzte und Hebammen unterrichtet. Andere Vorschläge gelten mehr der Mutter. Ärzte, Hebammen und die Gebärende sollten kinästhetisch geschult bzw. vorbereitet werden. Es kann aber auch notwendig und möglich sein, daß diese Methoden erst spontan unter der Geburt angewendet werden, also transformiert und gestaltet werden müssen. Ich wähle die Feldenkrais-Methode für eine solche Anwendung und für Übungen, weil sie besonders fein ist, weil es nicht um Techniken geht, sondern um die Haltung der Bewußtheit. („Bewußtheit durch Bewegung“ nannte Feldenkrais seine Arbeit - s. Kap. 9: a) Sie läßt sich besonders gut auf Themen der Teamentwicklung übertragen. Es wären als kinästhetisch-emotionale Hilfe auch denkbar das Body-Mind-Centering, der Tanz, Kontaktimprovisation, Kinästhetik, Alexandertechnik, Yoga, Tai Qui Chuan. Davon sind meine Übungen durchaus beeinflußt, darüberhinaus von den Erkenntnissen Winnicotts und - auch neuester - Geburtshelfer, Gehirnforscher und Bindungstheoretiker. (Anm. s. dazu die Kapitel 7, 10 und 11 und s. Winnicott S. 317 in: Babies and Their Mothers ((: words S. 441))

((Körper und Geburt s. Words S. 315)) u.s. James, Jessica ( ), LIT Chamberlain, David

Leboyer

Odent, Michel

Harms

Stern, Daniel (), Aspekte der Mutterschaftskonstellation in Trautmann-Voigt, Sabine/ Voigt, Bernd (Hrsg.) (1997), Freud lernt laufen. Brandes & Apsel, Frankfurt S. 73-86 Stern, Daniel (), The Motherhoodconstellation) Entdecken Sie Ihren Körper und Ihr Miteinander:

1. “Reine” Bewegungslektionen

a) Beckenbewegungen
Beckenbewegungen im Tanzen, Kreisen in der Hocke oder auch einfaches Gehen sind nicht nur für die Bewegungen des Kindes und die Geburtsarbeit der Mutter sinnvoll, sondern auch für Kraft und Flexibilität der Hebammen und ÄrztInnen. Dabei sollte man früh genug üben, zu spüren, wie sich Beckenbewegungen durch den Körper fortpflanzen. Die Mutter kann sich zur generellen Verfeinerung ihrer Wahrnehmungsfähigkeit mit diesen Körperanleitungen beschäftigen:

  • Wie pflanzen sich meine Bewegungsimpulse in meinem Körper fort?
  • Welche Körperteile folgen den Beckenbewegungen?
  • Wenn ich mein Becken schaukle, kippe oder kreise: Wie bewegt sich mein Kopf dabei? Unter der Geburt kann diese Geübtheit sie unterstützen, Empfindungen des Schmerzes auf Efindungen von Bewegung umzulenken.
  • Auch speziell unter der Geburt kann sie wahrnehmen: (Wie) fühle ich während meines Tuns und Spürens das Kind?

b) Eine Übung in Rückenlage:

  • Stellen Sie Ihre Beine auf und probieren Sie ein sehr langsames und sehr aufmerksames Beckenkippen und Beckenkreisen. Ich erinnere nocheinmal: Es geht hier nicht um Sport und Leistung, sondern um Bewusstheit und Selbstbeobachtung.
  • Bewegen Sie Ihren Kopf und beobachten Sie Ihr Becken. Bewegen Sie wiederum Ihr Becken und beobachten Sie Ihren Kopf. Gibt es Zusammenhänge zwischen Ihren Kopfbewegungen und den Beckenbewegungen?
  • Legen Sie Ihre Beine ab: Spielen Sie mit Armbewegungen, strecken oder längen Sie einen Arm - beobachten Sie den Brustkorb, wie er folgt. Längen Sie den anderen Arm und beobachten sie nicht nur Ihren Brustkorb, sondern auch den ersten Arm, den Brustkorb, das Becken und die Beine

c) Übung im Gehen:
Gehen Sie und beobachten Sie, sie die Beine im Wechsel nach vorne schwingen. Wie folgt das Becken ? Wie folgt die Wirbelsäule? Beobachten Sie Ihren Kopf, den Brustkorb, die Beine und die Füße beim Gehen. Bewegen diese sich? Wie?

d) Wahrnehmung von Geburtskanal und Beckenboden

Diese Tast-, Spür- und Vorstellungsübungen sind nicht nur für Gebärende, sondern auch für ÄrztInnen und Hebammen eine Hilfe. Versuchen Sie, ein immer klareres Bewußtsein Ihres Beckenbodens, des Schambeins und der beiden Sitzbeinhöcker, der Form und Richtung des Geburtskanals und der Orte der Öffnungen von After, Scheide und Harnröhre bzw. des Perineums zu gewinnen. Tasten Sie bei sich selbst, bewegen Sie sich und verfolgen Sie die Bewegungen dieser wichtigen Körpergebiete. Schauen Sie sich anatomische Abbildungen an. Dies hilft der Mutter, dem Kind auf© seinem Weg zu helfen und die eigenen Bedürfnisse für Positionen und Aktivitäten unter der Geburt zu fühlen. Beim Üben selbst geht es weniger um harte Arbeit als vielmehr um Mitgehen mit der Energie im Körper, aber auch unter der Geburt kann diese innere Haltung, mit der Natur zu gehen, Kraft geben. Das macht die Geburt fließender und leichter. Auch nach der Geburt ist Körperbewußtheit nützlicher als Kontraktionstechniken. Elastizität des Gewebes erreicht man durch rhythmisches Kräftigen und Loslassen, und dazu braucht es körperliche Spürfähigkeit. Für Hebammen, Geburtsvorbereitende, StillberaterInnen und werdende Eltern empfehle ich gerne die Bücher von Mabel Todd, Blandine Calais und Eric Franklin, die die Anatomie des Bewegungsapparates und dessen tieferen Sinn, nämlich die Funktionen von Muskeln und Knochen, die Struktur von Organen, ihre Lage und ihre Aufgaben deutlich machen und dazu auch Übungen geben (Todd, Mabel Calais, Blandine Franklin, Eric Sills)

2. Atem-Hilfen
Mehr als Atemtechniken empfehle ich, den Atem fließen zu lassen und zu singen. Die Zahl der Atemmethoden, Atemtherapien und -literatur ist endlos. Üben Sie, Ihren Atem im Alltag zu spüren und so oft es geht zu singen, zu summen und zu tönen. Sie werden bemerken, daß wir in unserer Zivilisation häufig den Atem anhalten und daß wir das rundum wohltuende Tönen mit der Stimme zu wenig einsetzen. Es gibt Glückshormone frei und lindert Schmerzen. Auch für die Hebammen erleichtert das die Arbeit und ermöglicht eine singende Begleitung. Üben Sie, zu spüren, wo sich Ihr Körper bewegt, wenn Sie einatmen, wenn Sie ausatmen und wenn Sie tönen oder singen. Wie bewegt sich Ihre Wirbelsäule? Ihr Brustbein? Bewegt sich Ihr Becken? Versuchen Sie immer mal wieder in Ihrem alltäglichen Tun das Ausatmen zu verlängern. (LIT Middendorf Maurer, Yvonne Im Yoga und in der Feldenkrais-Methode wird viel Wert auf den Atem gelegt, s. z.B. Partneryoga Coulter, H. David (2010), Anatomie des Hatha Yoga. Yoga Verlag Wiggensbach, Deutschland Kapitel 2 S. 65-126 Atmung Singh, Kundalini Yoga Woznica, Martin (2005), Bewegung in der Nichtbewegung - yoga feldenkrais. Verlag Via Nova, Petersberg. S. 51-76 Atmung und Entspannung und Band 2: Feldenkrais, Moshe Dürckheim, Hara)

3. Partnerübung
Es geht hier darum, zu zweit einander zu folgen, um dies als Hebamme, Partner der Gebärenden oder als „kinästhetisch-seelischer Beistand“ bzw. Begleiterin zu üben und für die Geburt gelernt zu haben. Das Thema einer Geburtsbegleiterin finden wir schon bei D.W. Winnicott und ausführlich beschrieben von einer seiner SchülerInnen. („birth attendent“ : s. o. in der Hinführung zu den Lektionen und s. Kap. 10. und s. IN ALEX NEWMAN W WORDS Winnicott, James, Jessica ( ) ). Sie ist vergleichbar mit der Tradition der Dula. Auch das Kind wird der Mutter folgen und die Mutter dem Kind; dies ist ein Geschehen in der Schwangerschaft und während der Geburt. (Zum Thema „Folgen“: Im Englischen Sprachgebrauch „Tracking“ für die kinästhetische Fähigkeit und „Process“ oder „Processing“ für die allgemeine Fähigkeit, dem zu folgen, was passiert, und dies zu entfalten: s. Kap. 5 2., Kap. 7 und Kap. 9 a)

a) Ein Partner bewegt sich - der andere Partner folgt mit der Hand

  • Diese Übung ist in jeder Position möglich, im Liegen, im Vierfüßlerstand oder im Sitzen. Partner A sitzt oder kniet flexibel bei Partner B. B befindet sich in Bauchlage, Seitenlage oder wählt sich eine gute Position. Partner A legt ihre Hand auf die Lendenwirbelsäule von B. B bewegt sich, und A geht mit der Bewegung mit, während ihre Hand gleichbleibend ruhig auf der Wirbelsäule von B ruht. Also folgt A mit ihrer Hand und damit auch mit ihrem Körper den Bewegungen von B.
  • Sprechen Sie danach miteinander über die Erlebnisse und Erkenntnisse zum Aspekt des “Folgens” und “Führens”. Sie können dann die Rollen tauschen oder weitergehen zur nächsten Übung:

b) Folgen mit dem ganzen Körper

  • Ein Partner A kann liegen; es sind auch die Seitenlage oder der Vierfüßlerstand möglich. Ein Partner (B) legt die Hand auf die Lendenwrirbelsäule von A. Diesmal bewegt B ihre Hand und A folgt. Wieder Gesprächsaustausch.

c) Beiderseitiges Folgen
Wählen Sie selbst Ihre Positionen und wo Sie einander berühren. Beide folgen einander oder anders ausgedrückt: Jede folgt der anderen und dem Gesamtsystem. (Zu Lebewesen als Rückkoppelungssystem s. Kap. 5)

Zum Schluß ist eine Reflexion darüber günstig, was das Phänomen FOLGEN im körperlichen und im übertragenen Sinne bedeutet.

4. Übungen zu zweit oder in einer Gruppe, auch in einem Team

Die folgenden Übungen unterstützen ein Team, flexibel und demokratisch mit Rollen und Rang umzugehen. Die Lektionen des Führen und Folgens und der Feedbackschleife legen zunächst eine Basis, um einander körperlich zu folgen und später das Gelernte auf die Arbeit zu übertragen. Das Eingehen auf die Bewegungen anderer und die klare und schnelle Kommunikation mittels Berührung ebnen den Weg zu Rollenspielen und Rollenwechseln innerhalb des Arbeitsteams “Geburt”. Dies ist bereits eine Ausweitung der Feldenkrais-Methode. Man kann auch das Erlebnis von Feldenkrais-Einzelbehandlungen (Funktionale Integration) als eine wohltuende Erfahrung und eine Geburtshilfe sehen; sie kann auch als Basis für diese 4. Übungsreihe verstanden werden. Hier kann jede erleben, wie grundlegend ihr Mensch-Sein mit der kinästhetischen Empfindung verbunden ist.)

a) Gegenseitigkeit in der Körperarbeit
Dies ist eine Übung zur Einstimmung aufeinander und zu körperlicher Gegenseitigkeit. Ich gestalte die Funktionale Integration (Feldenkrais-Einzelbehandlung) um zu Mini-Einheiten von gegenseitigem “Behandeln” und passe diese “Manipulons” den Notwendigkeiten an. ( Anm. „Manipulon“ ist ein Begriff von Ryverant, des langjährigen Assistenten von Moshé Feldenkrais: Ryverant, Yochanan ( ) ) Die aktive Partnerin berührt eine passive. Die passive Partnerin wählt ihre Position selbst; die Aktive sorgt für ihre eigene unangestrengte flexible Haltung. Sie bewegt einen Körperteil ihrer Partnerin so, daß sie ihren eigenen Körper UND das Mitgehen oder das Nicht-Mitgehen der Partnerin spürt. Sie ordnet sich dem „unter“, was sie von der Partnerin spürt.

b) Über Berührung folgt jede jeder
Die Gruppenmitglieder bilden einen Kreis oder ein Knäuel und jede ist mit mindestens zwei “Nachbarn” in Berührung. Sie können sich am Rücken spüren, die Körperseiten berühren oder die Arme… Schließen Sie die Augen. Nun folgen Sie einander und dem Geschehen; Sie spüren über die Berührung die Bewegungen der anderen und wohin die Bewegungen möglich sind und leicht funktionieren. Folgen Sie dem Prozess.

c) Verbindung über die Hände
Eine andere Möglichkeit ist, daß sich alle an den Händen halten und einander folgen. Tauschen Sie sich aus.

d) "Rollen-Spiele" 1
Nach Feldenkrais-Lektionen und den Übungen zum “Folgen” ist es einer ganzen Gruppe oft gut möglich, auf dem Boden durch den Raum zu rollen; sogar sychnron zu rollen; sogar übereinander zu rollen. Es ist auch möglich, daß eine Teilnehmerin quer über allen anderen liegt und dadurch bewegt, nämlich gerollt wird, daß sich diese dicht beieinander synchron rollen. Diese Übungen werden oft im New Dance, im Gentle Dance oder als Vorübung für die Kontaktimprovisation gemacht. Ich warne aber davor, sie ohne die Übungen davor oder ohne bewußte WAHRNEHMUNG zu machen! (Anm. zur Kontaktimprovisation s. Kap. 9b und Kap. 11

e )"Rollen-Spiele" 2
Rollenspiele sind nützliche zur Bewältigung der Belastungen, des Stresses, gegen Burnout und zum Management von Konflikten in Gruppen und Teams. Für ein „Geburtsteam“ gibt es in Fortbildungen oder Supervisionen die Möglichkeit, die verschiedenen Rollen oder Parteien im “Geburtsteam” mit Bewußtheit herauszukristallisieren und in Szene zu setzen, um alle Meinungen besser zu verstehen und zu akzeptieren. Sehr wirkungsoll ist es, wenn einzelne Individuen flüssig in verschiedene Positionen schlüpfen können und sogar ihnen zunächst fremde Verhaltensweisen erproben und integrieren können. Die Erweiterung des eigenen Ichs ist auch hilfreich für das Team. Sie können beispielsweise die Konferenz der gegensätzlichen Meinungen als Rollen - nicht personengebungen - aufstellen. Dafür ist es interessant, wenn die Mitspieler sowohl die eigene Rolle spielen und sich selbst vertreten als auch andere Rollen übernehmen. Versuchen Sie sich für Gefühle und Entdeckungen zu öffnen. Im Wort “Rollen” steckt ja die Möglichkeit, daß wir nicht festsitzen, sondern uns fortbewegen: “weiter-rollen”. Aus der Feldenkrais-Methode bringen uns die Prinzipien von Bewußtheit und Integration neuer Muster für Lösungen im Team weiter. Auch das Verhalten beispielsweise des Partners der Gebärenden kann für das medizinische Team eine Herausforderung sein. In einer Inszenierung während einer meiner Fortbildungen gelangten die Ärzte und Hebammen zu neuen Sichtweisen und mehr Akzeptanz gegenüber denen, die anders denken und handeln. Für Konfliktlösung und Teamentwicklung empfehle ich eine solche awareness-Arbeit entlang der Feldenkrais-Arbeit und der Mindell-Arbeit. ( s. ausführlich zur Feldenkrais-Methode in Kapitel 9 a, zur Arbeit von Mindell: Mindell, Arnold ( ). Durch den Sturm gehen Mindell, Amy ( ). Metaskills)

5. Feldenkrais für Mutter und Kind
Denkbar sind auch Variationen der Funktionalen Integration für Mutter und Kind (Feldenkrais-Behandlungen, die nur von einer erfahrenen Geburtsbegleiterin und Feldenkrais-Practitionerin durchgeführt werden können. Dies ist eine hervorragende Vorbereitung für die Geburt, eine Erleichterung unter der Geburt und eine Bindungs-Unterstützung nach der Geburt. Angesichts der notwendigen „Nick-bewegung“ des oberen Beckens zu Anfang der eigentlichen Geburt und umgekehrt der Öffnung des unteren Beckens, wenn der Kopºf des Kindes sich in den Geburtskanal bewegen soll, erscheint die Feldenkrais-Hilfe überzeugend für den flüssigen Geburtsverlauf. (Anm. zu diesen Beckenbewegungen der „Nutation“ und „Gegennutation“ s. Kapandi, Ibrahim A. (1970), The Physiology of the Joints, 3 Bde. Edinburg: Churchill Livingstone Sills Coulter, H. David (2009), Yoga Anatomie. Yoga Verlag, Wiggensbach Deutschland S. 305 ff.)

6. Hilfen für die körperlich anstrengenden Positionen von Hebammen und Geburtshelfern:
Auch diese Hilfen im Sinne von (Vor-)Übungen oder Anleitungen können nur von einer Helferin der Geburt oder Ausbilderin von Geburtshelfern und Hebammen gegeben werden, die selbst zusätzlich Körpertherapeutin oder Bewegungspädagogin ist. Das Führen der Gebärenden in andere Positionen, das Heben und Tragen sowie die eigenen Stellungen der Hebamme erfordern viel Bewegungskompetenz, Selbsterfahrung und Wissen über Arten von Bewegung. Hierzu zählen : ziehen, drücken, rollen, gleiten, hängen, sitzen und verstreben. Diese Helferin muß auch reiche Kenntnisse über Interaktionsformen von Berührung und Bewegung haben, um zur eigenen Entlastung und zur Vermeidung von Risiken das Tragen und Heben weitestgehend zu reduzieren. Sie darf sich selbst nicht verletzen und die Gebärende nicht in eine passive Rolle drängen. Sie braucht Wissen über die menschlichen Sinnessysteme und über Qualitäten und Wirkungen von Berührung. Es ist gut, wenn man sich in allererster Linie Möglichkeiten zum Erleben am eigenen Leib verschafft. In den vorigen Übungen 1. bis 4. und in einigen folgenden finden Sie dazu Anleitungen. Rekurrieren Sie auch auf den Abschnitt 5) HAUT im Kap. 7). Besuchen Sie Kurse in Yoga, Chi Qong, Feldenkrais o.ä. Nehmen Sie an einem Kurs in Kinästhetik teil; diese werden immer zahlreicher für Krankenhauspersonal, pflegende Angehörige und Ehrenamtliche angeboten, teils sogar bezahlt von Krankenkassen.

7. “Halten”, “Containen” oder „Bewegtes Halten“: die Gebärende, das „Geburts-Team“ und eine „birth attendant“ ( Winnicott, D.W. ( ).
James, Jessica (1996), The application of Group analysis in the child-bearing year: The Function of Holding in „Winnicott Studies. The Journal of The Squiggle Foundation Number 11 Spring 1996. Karnac Books London)

im folgendes manches doppelt/ wiederholung

Die Arbeit und Hilfe eines „bewegten Haltens“ muß von Erfahrung getragen sein. Sie umfaßt bewegungsorientiertes und psychotherapeutisches Wissen und Begleiten, wie etwa von Winnicott und Feldenkrais. In meiner Sichtweise kann eine Person, die sowohl sehr present als auch sehr gelassen ist, Zuversicht, Ruhe und Ermutigung weitergeben. Sie strahlt mit professioneller Präsenz und ausreichender Distanz Sicherheit und Wärme aus. Ihre Begleitung ist dauernde pausenlose Anwesenheit und erstreckt sich vom Gespräch, vom Geleiten in neue Positionen, bis zum Stützen, Mit-Singen und zu Anleitungen bei den We∫hen und beim Pressen in der Austreibungsphase. Sie bildet auch einen Anker für das professionelle Team und alle Anwesenden. Sie bietet verbale Kommunikation an, soweit es erforderlich wird, und unterstützt den Empfang des Babys, indem sie zu Berührung mit Bewusstheit und zur Sicherheit im kinästhetischen Bewegen hinleitet. Vorstellbar ist, daß sich manche Frauen nach einer solchen Unterstützung umschauen. Die ÄrztInnen können das empfehlen, die Hebammen wären in Zeiten von Stress entlastet. Diese Einrichtung ähnelt in alten Kulturen dem Beistand durch die erfahrene alte Frau oder Weise oder Mutter oder auch der Neueinrichtung der „Dula“, ersetzt nicht die Hebamme und reicht weiter ins Emotionale und Ganzheitliche hinein. Dies ist umso sinnvoller, als die Geburten schwieriger werden, den Frauen bedrohlicher erscheinen als noch vor 20 Jahren und weil die Zeit des Klinikpersonals immer begrenzter wird. Aber auch eine Hausgeburt wird davon erleichtert.
Eine solche Geburtsbegleiterin verstehe ich als seelischen und körperlichen Beistand. Als kinästhetische und psychologische Expertin begleitet sie die Mutter, das gesamte Geburtshilfe- und auch ein Operationsteam. Als Feldenkrais-Praktizierende kann sie aktives Bewegen und passives Bewegtwerden gestalten, für die Gebärende, für das ungeborene Kind, für den Vater und für die Hebammen. Darin ist auch zu denken ans Innehaltens, an den Atem und die Stress-Reduktion. (Anm. zur „birt attendant“: James, Jessica (1996), The application of Group analysis in the child-bearing year: The Function of Holding in „Winnicott Studies. The Journal of The Squiggle Foundation Number 11 Spring 1996. Karnac Books London. s. auch Kap. 9 und 10)

Natürlich wären bereits während der Schwangerschaft ausführliche - vor allem meditative - Vorbereitungen für das Gebären und solche für den Lebensstart der Kinder hilfreich. ( Anm. dies zeigt für unsere moderne Zeit in Verbindung mit Traditionen anschaulich der Film „Birth As We Know It“ FILM)
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Es kann aber Gründe geben, die dies nicht ermöglichen. Und selbst wenn emotionaler, kinästhetischer und stress- oder konfliktlösender Beistand erst unter der Geburt passiert, ist er sinnvoll, zumal sich eine solche Arbeit und eine solche Haltung dann auch in weiterer Zukunft im Feld von Krankenhäusern, von Geburtshäusern und von Hausgeburten ausbreiten werden. Sie sind sogar eine Bereicherung bei Geburten im Schwarzen Meer und anderen Kontexten der “natürlichen” oder “sanften” Geburt, auch der Wassergeburt. Im Wochenbett lassen sich die Einstellungen von Bewußtheit und Achtsamkeit fortsetzen. Sogar wenn einiges versäumt wurde während der Schwangerschaft oder auch wenn unter der Geburt nicht nur die werdende Familie, sondern auch das medizinische Team unter Stress, Schmerz oder Angst leiden, ist ein seelischer Beistand eine große Unterstützung. Daher nenne ich sie Geburtsbegleitung bzw. Geburtsbegleiterin oder Beistand. Schon bei Winnicott finden sich im Kontext von Halten und Containen Gedanken über ein Gehaltenwerden der Mutter in ihrer “Krise” und ihr Weitergeben dieses Haltens und dieser inneren Einstellung der Präsenz und Körperlichkeit an ihr neugeborenes Kind. ( Sehen Sie dazu auch die letzte Übung: WORTE, KÖRPER UND BEZIEHUNG FÜR RIESENAUFGABEN. s. auch Feldenkrais, Moshé ( ). Der Fall Doris

Die Feldenkraismethode unterstützt nicht nur die Achtsamkeit auf körperliche Vorgänge, etwa auf sensible Details und auf den Atem, sie verhilft auch zu Entspannung und zu mehr Leichtigkeit, sie führt oft zu einer allgemeinen Reflexion dessen, was man tut. Es ist klar, daß dies für eine ganzheitliche Geburtsvorbereitung angebracht wäre. Diesem Ziel widme ich meine Forschung und Praxis an einer “Erweiterten Feldenkraisarbeit” (EFA, E.W.). Innere Wahlfreiheit und Qualitäten der Kooperation beginnen mit dem Blick auf den Körper. Unter einem sinnvollen Gebrauch des Körpers verstehe ich die Funktionalität im Sinne eines optimalen Körpertonus, der fortschreitenden Bewegungskompetenz und Wahrnehmungsfähigkeit, einer allgemeinen Fähigkeit, stressfrei sich im Leben anzupassen, mit einer gewissen Akzeptanz und in Frieden. Für die Geburt heißt dies: Flüssigkeit im Tun, Flexibilität für die Aufgaben, Variationen der Haltungen, adäquate Anstrengung und ganzheitlicher Einsatz des Körpers. Den gesamten Organismus seinen Funktionen entsprechend einzusetzen, heißt vorzubeugen gegen jede Art von Überspannung, Blockade, körperlich-seelischen Stress, nervliche Überlastung oder Verschleiss. Daher wählt und übt man die leichteste Variante einer Bewegungsaufgabe, die mit einer Entlastung von Leib und Seele einhergeht. Eine solche Vorbeugung durch den bedachten, sensorisch basierten Gebrauch des Organismus erstreckt sich bei der Geburt auch auf den Organismus des Kindes und aller Helfenden; somit sind Nervensystem und Gehirn einbezogen. Hier möge eine Frau mit viel Erfahrung ihrer Geburten zu Wort kommen, um zu begreifen, was es heißt, Spüren walten zu lassen und dem Geschehen zu folgen, im Gegensatz zu Unbewusstheit und Gewalt: ...“ sie sogar das Baby noch rauspressen. Also da war ich fix und fertig...Die nächsten werden zu Hause geboren. Danach habe ich wunderschöne Hausgeburten erlebt...Bei der Wassergeburt kann das Baby selber seine Geburt gestalten, man muß ihm nur die Chance geben, Raum geben, daß es selber rauskommen kann. Ich habe das vor allem bei meinem letzen Baby gesehen, wie es wirklich selbst gedrückt, es sich selbst herausgepreßt hat. Ich mußte nichts machen, ich mußte mich halt nur gehenlassen und dem Baby den Raum geben....ich konnte sehr gut auf es eingehen. Ich konnte mich au‘ch leicht entspannen...das Baby gibt den Ton an, ...die Beweglichkeit des Beckens und der Wirbelsäule...“ (Ernst, Johanna-Ursula (1997) Hrsg., Wehgeschrei und Hallelujah! - Frauen erzählen über Gebären und Geburt, Verlag Gaggstatter, Freiburg, S.42-43)

Ein zweiter Aspekt ist die Schulung einer grundsätzlichen Bewußtheit oder Achtsamkeit, sowohl auf der körperlichen Ebene als auch der Verhaltens- und Beziehungsebene. Erst daraus folgen Klarheit über verschiedene Optionen, eine freie Entscheidung und die Erkenntnis, daß ich immer nur mich selbst ändern kann. Das Üben von Achtsamkeit zielt auch dahin, die Kommunikation, die Sicht auf Hierarchien und den Umgang mit Meinungsverschiedenheiten, gerade in anspruchsvollen und stressgeladenen beruflichen Kontexten, variabel zu gestalten. (Anm. s. Kap. 9a und s. Mindell, Durch den Sturm gehen

) Die Übung besteht also darin, present zu sein und wach.

8. Übung zur Selbstbeobachtung in Alltag und Beruf

Üben Sie, körperlich und mental, sich zu beobachten, was Sie tun, wie Sie sich bewegen, was Sie denken, wie Sie berühren; und verbessern Sie Ihr Tun. Wägen Sie ab, ob Ihr Tun für Ihr Ziel Sinn macht. Lernen sie etwas dabei? Lernen Ihre Kollegin und Ihr Kollege etwas dabei? Welche Alternativen können Sie sich vorstellen? Lernen durch Ihr Verhalten die Beteiligten an der Geburt dabei?

9. Übung zur Wahrnehmung der innerkörperlichen Atmosphäre und der Atmosphäre im Aussen:
Üben Sie, Stimmungen, das Klima im Körper, Ihre Spannungen, Ihren Innenraum, das Klima im Team und die Signale in der Umgebung wahrzunehmen. Werden Sie sich Ihrer selbst immer bewußter. Anerkennen Sie, wenn Konflikte einfach Realität sind. Auf dieser Basis können Sie mit Überlegtheit handeln. So können Sie Ihre eigene Entwicklung vorantreiben und zur Teamentwicklung beitragen. Sie wachsen also persönlich durch die Aufgaben am Arbeitsplatz. Die erweiterte Feldenkrais-Arbeit (EFA) hat Ähnlichkeiten mit der Arbeit von Kabat-Zinn. Ein Unterschied ergibt sich u.a. durch den fundamentalen Gebrauch des kinästhetischen Sinnes, ein anderer durch den Blick auf die Gemeinschaft. (Kabat-Zinn, Jon ( )

vgl. dazu auch Die Kinästhetisch Orientierte Pädagogik: Kap. 5)

Eine Geburt kann Ruhe, Achtsamkeit und Gelassenheit gebrauchen. Aber es ist eine Realität, daß es daran manchmal mangelt. Die Wahrnehmung dessen, was ist, verhilft zum nächsten Schritt. So können die GeburtshelferInnen kreativ werden und mit den Bewegungen der Mutter mitgehen, und sie können den Bewegungen des Kindes folgen. Auf jeden Fall braucht eine Gebärende genug Fürsorge und Sicherheit, um sich gehalten und nicht verloren zu fühlen. In dieser Extremsituation gewinnt sie durch Ermutigung und ihre Aktivität Selbstvertrauen und kann als Mutter ihre Erfahrung im Sinne von Responsivität und kinästhetischer Empathie direkt an ihr Baby weitergeben. Die Krise der± Geburt und das Ausgeliefertsein hilft der Mutter, sich später mit der Schutzlosigkeit und den Nöten ihres Babys zu identifizieren. Eine solche Geburts-Umgebung als “unterstützende Umgebung” kreiert auch mehr Verbundenheit mit dem Partner. Man ist im Leben oft erst bereit, etwas in Angriff zu nehmen, wenn man in Not ist oder eben eine massive Aufgerufenheit erfährt. Die Geburt wird von vielen wie eine Initiation gewertet, eine Bewußtheit angesichts von Leben und Tod und ein Reifen in die Mutterschaft, Elternschaft und Kindschaft. (zu “facilitating environment” und Mutterschaft s. Winnicott: Kapitel 10 und s. auch
Stern, Daniel (1997), Aspekte der Mutterschaftskonstellation in Trautmann-Voigt, Sabine/ Voigt, Bernd (Hrsg.) (1997), Freud lernt laufen. Brandes & Apsel, Frankfurt S. 73-86)

Stern, Daniel (), The Motherhoodconstellation
und zur Geburt s. Ernst, Johanna-Ursula (1997) Hrsg., Wehgeschrei und Hallelujah! - Frauen erzählen über Gebären und Geburt, Verlag Gaggstatter, Freiburg, S.42-43)
Bewusstheit heißt nicht Aktivität, sondern Da-Sein, sogar Loslassen. Dies kann für die Helfer gelten, und für die Gebärende. Die Selbstbeobachtung gibt uns als Helferin eine Chance, auch einmal nichts zu tun und die Natur tun zu lassen. Es kann auch wichtig sein, dem Gegenüber „nur“ mit Aufmerksamkeit zu begegnen und den eigenen Stress zu bewältigen. Entsprechend läßt sich aus dieser Haltung für medizinische und pflegende HelferInnen ein Weg zu Stressmanagement, Interaktionskompetenz und Vorbeugung gegen Burn out entwickeln. Es macht Sinn, sich selbst realistisch wahrzunehmen und bei Problemen oder in speziellen Teamsituationen nicht automatisch gewohnheitsmäßig zu agieren oder zu reagieren. So betrachtet gibt es keine „schlechte“ Atmosphäre, nur eine, die anerkannt werden will und die transformiert werden kann. Mit Bewusstheit kann man körperlich und verbal mit neuen Mustern kommunizieren.

Zum Begriff des FOLGENS möchte ich noch bemerken, daß man dies auf verschiedenen Ebenen betrachten kann: Innerhalb des Körpers folgen in vielen Bewegungen die Wirbel einer nach dem anderen oder die Wirbelsäule folgt dem Kopf. Zwischen Körpern kann sich eine Haltung des Folgens aufbauen, wenn wir Respekt walten lassen und unseren eigenen sowohl als auch den anderen Körper spüren. Auf einer weiteren Ebene der Zwischenmenschlichkeit können wir ein „Folgen in Gegenseitigkeit“ etablieren statt Manipulation oder Gewalt.
Bewegungsorientiert betrachtet folgen Embryos, Föten und Kinder der Mutter und anderen Erwachsenen. Übungen des Folgens unterstützen Kooperation, und sie sind die Fundamente des Infant Handling. Im übertragenen Sinne können wir uns die Geburt so vorstellen, daß wir dem Geschehen folgen. In den averbalen „Gesprächen“ mit dem Neugeborenen oder Baby oder einem kranken Menschen folgen wir dessen Signalen und Aktivitäten.
Es wäre wünschenswert, den Bewegungen eines Säuglings zu folgen, wenn es untersucht und angezogen wird, statt es nur zu führen oder gar zu zwingen.
Es gibt im Leben immer wieder existentielle Situationen, die wir Menschen nicht so sehr oder allein durch unsere Aktivitäten oder unsere Errungenschaften in Technik, moderner Medizin, Raumfahrt usw. bewältigen können, sondern in denen wir die grundsätzlichen Entscheidungen auf der Basis des Mensch-Seins und der Menschlichkeit treffen. Im Sinne der Bewußtheit bieten diese Gelegenheiten als Höhepunkte oder „Krisen“ anschauliche Beispiele für die Bedeutung des Gewahrseins und die Reflexion über das eigene Tun. Bei einer Geburt und für das gesamte Team verknüpfen sich das Private und das Berufliche. Sie sind eine Gelegenheit zur Kooperation auf allen Ebenen. Das Zusammenfließen oder Folgen der Bewegungen aller ist notwendig. Verantwortung, Beobachtung, Selbstwahrnehmung, bewußte reflektierte Wahl zwischen Optionen gehören zu dieser Teamarbeit, in der ja nicht immer Übereinstimmung herrscht, sondern auch Diversität und Konflikte. Hebammen und GeburtshelferInnen müssen in gedrängter Zeit Entscheidungen treffen. Gerade auf Geburtsstationen und in unserem Gesundheitssystem ist das Team manchmal in Zwickmühlen gefangen und wünscht sich nicht selten eine natürlichere und „sanftere“ Geburt, als sie im Westen inzwischen üblich ist. Wenn man solche Frustrationen oder unerfüllte Wünsche im Beruf erlebt, ist grundsätzliche Bewußtheit und Reflexion angezeigt, etwa in Form von Supervision, in Teambesprechungen oder in Balintgruppen. Hebammen und Gynäkologen „befördern“ immerhin Menschen-Leben. Daher mögen über die Übungen hinaus auch Fragen zur Selbstreflexion nützlich sein, z.B. sind folgende basale Fragen hilfreich:
- Wie kann ich einen wachen Begegnungsstil finden?
- Wie kann ich mit Toleranz meine eigenen Ideen den anderen Menschen mitteilen und gleichzeitig die Wünsche der Gebärenden respektieren?
- Wo kann ich den Menschen mit mehr Verständnis begegnen, mit denen ich zu tun habe?
- Worunter leide ich? Befinde ich mich in einem Konflikt oder einem Dilemma?
- Was trifft mich so?
- Wie stelle ich mir meine Zukunft vor?
Es kostet weniger Kraft, sich den Fragen zu stellen, so schmerzhaft sie für Ärzte und Hebammen sind, als die inneren Konflikte zu negieren.
Eine Offenheit des Teams regt zu mehr Reflexion über die Vielfalt zu gebären und über viele Optionen für die Geburt, zu größerer Empathie gegenüber Schmerzempfindlichkeit, zu Linderungen durch taktile und verbale Aktivitäten und zu einer Teamkooperation des gegenseitigen Folgens. Konzepte der Interaktion, der Unterstützung, des Folgens, der Körpersignale und der Rollen in einem Feld erweitern die gängigen Theorien und Perspektiven, was in der Zukunft dringend benötigt wird. (vgl. Shusterman, Richard ( )

Mindell, Arnold ( ), Der verborgene code des Bewusstseins. Petersberg via nova

4) DIE HÜFTGELENKE

Folgendes Bewegungsspiel ist eine Übung für die Hüftgelenke von Jung und Alt. Es kann zunächst einmal alleine ausgeführt werden, auch als Selbsterfahrung im Hinblick auf eine Hilfe für ein Baby oder Kind. Oder eine erwachsene Person kann sich in Anlehnung dazu gemeinsam mit einem Kind bewegen:

  • Legen Sie sich mit dem Baby auf den Boden. Das Miteinander auf dem Boden nehme ich oft als Setting der Freude wahr. Für ein Baby ist es sehr viel schöner und lehrreicher, wenn es auf gleicher Ebene mit der Mutter oder dem Vater oder Fürsogenden kommunizieren kann. Es ist nicht so schön, wenn sich die Erwachsenen, insbesondere Fremde, über es beugen oder von oben kommen; womöglich gar mit einer schnellen unangekündigten Berührung.
  • In Rückenlage: Versuchen Sie, mit Ihren Extremitäten, besonders den Beinen, zu spielen. Entdecken Sie dabei, wo Sie Bewegungen Ihrer Hüftgelenke spüren.
  • Spüren Sie auch Ihr Becken und Ihre Wirbelsäule. Erlauben Sie Ihrem Becken und der Wirbelsäule, sich an der Gesamtbewegung zu beteiligen; spielen Sie damit. Versuchen sie dann auch wiederum, nur Hüftgelenke und Beine zu bewegen.

  • Sie beziehen dann auch das Baby mit ein, ahmen es nach oder bewegen es, die Beinchen streckend, beugend, oder es aus der Rückenlage ein wenig zur Seite rollend: Jede Berührung und Bewegung machen Sie so langsam, daß Sie auf die Reaktionen des Babys wiederum reagierend eingehen können. Pendeln Sie zwischen der Aufmerksamkeit auf Ihre eigenen Hüftgelenke und denen des Babys hin und her.
  • In Bauchlage: Probieren Sie ganz vorsichtig, welche Bewegungen Ihnen selbst möglich sind und welche dem Kind möglich sind und worauf es Lust hat, also auch worauf es eingeht und wo es mitmacht.
  • Bewegen Sie sich in verschiedenen Positionen. Vielleicht bewegt sich auch das Baby in verschiedene Positionen; oder es wird dies irgendwann lernen. Bewegen Sie Ihre eigenen Extremitäten in verschiedenen Körperstellungen: im Vierfüßlerstand, kniend, in Seitenlage usw.
  • Bewegen Sie die Extremitäten des Babys, besonders die Beine, spüren Sie dabei Ihre eigenen Bewegungen und nehmen Sie wahr, wie sich das Becken und die Wirbelsäule des Kindes bewegen. Experimentieren Sie und beziehen Sie das Baby mit ein. Das Bewegen des Kindes sollte stets langsam und bewußt geschehen.
  • In Bauchlage: Experimentieren Sie bei sich selbst mit Arten, wie Ihr Kopf liegen kann: nach rechts und nach links, und finden Sie dazu die passenden bequemen Positionen Ihrer Arme und Beine. Probieren Sie an sich selbst aus, die Arm- und Beinpositionen zu variieren und beobachten Sie Ihre Wirbelsäule. Dies hilft nicht nur Ihnen für Körpergefühl, Beweglichkeit und einen guten Gebrauch Ihrer Hüftgelenke und deren Umgebung, sondern bereitet Ihnen den Weg, die Bewegungen des Kindes zu verstehen und auf achtsame und sinnvolle Weise zu fördern.
  • Probieren Sie selbst das Kriechen. Wenn Sie ein Kind berühren, beispielsweise ein Kind in Bauchlage, oder wenn sie ein Kind beim Versuch, zu kriechen, von den Füssen her schieben oder es sonstwie bewegen: Seien sie stets extremst sensibel dafür, ob es mitmacht.
  • Bewegen Sie sich oder das Baby aus der Rückenlage hin zur Seitenlage, tun Sie dies auf verschiedene Arten, bewegen Sie auch aus der Bauchlage in die Seitenlage. Bewegen Sie sich selbst weiter, bis Sie zum Sitzen gelangen.
  • Sie können letztlich vieles ausprobieren, nur ist es dringendst erforderlich, nichts zu erzwingen, sondern dem Kind nur Impulse zu geben und ganz prezise dessen Bewegungen mitzuspüren und diese zu begleiten. Wir manipulieren das Kind nicht.
  • Spielen Sie. Achten Sie auf die Reaktionen des Kindes und beziehen Sie sich auf seine Reaktionen. Sie können diese aufgreifen und wiederholen, weiterführen, kommentieren, ermuntern, mit Tönen begleiten usw.
  • Tragen Sie Sorge dafür, daß Sie stets Ihr eigenes Gewicht und dessen Getragensein vom Boden her spüren. Ebenso beobachten Sie, wie das Baby oder Kind sein Gewicht verlagert und der Erde abgibt. Tragen Sie kein oder wenig Gewicht des Kindes. Falls Sie es von unten unterstützen, lassen Sie dem Kind Bewegungsfreiheit. Übertragen Sie diese Haltung und Qualität auch auf Ihre alltäglichen Interaktionen mit dem Kind: Wie können Sie das Heben, Tragen und Transportieren reduzieren zugunsten des Gewährens von Spielraum, also dem Kind seine eigenen Aktivitäten lassen?
  • Die Aufmerksamkeit während des Spielens richten Sie öfter auch auf die Hüftgelenke und darauf, wie man sich aufstützt oder wie man die Extremitäten benutzt.
  • Eine übrige Aufmerksamkeit kann man auf Kopf und Hals, den Zwischenraum zwischen Kopf und Brustkorb, lenken. Die Hüftgelenke bilden sozusagen einen Zwischenraum zwischen Becken und Beinen, eben den Raum für große Bewegungsfreiheit. Und von da läßt die Verbindung des Beckens ”mit der Wirbelsäule letztlich den ganzen Körper beweglich folgen.

Das Kriechen und die Positionswechsel sind Bewegungen einer gesunden Bewegungsentwicklung und erstklassige „Übungen“ für das Wachstum, die Formung und den Erhalt gesunder Hüftgelenke und damit einer geerdeten Verfassung und Selbststärke.
Ich erschrecke, wenn ich lese, daß sich immer mehr TänzerInnen neue Hüftgelenke machen lassen. Dies gilt aber auch für Nichttänzer. Womit hängt dies zusammen?
Im Grund sind vor allem die Bewegungen am Boden, besonders die ersten Bewegungen des Menschen vom Ort weg, Lernschritte der Fortbewegung, ideal für alle Gelenke und besonders für die Hüftgelenke, für alle Beingelenke und für das Becken. Das BEWEGEN , UND NICHT DAS FESTSCHNÜREN in bestimmten Wickel- oder Spreizposen, ist unterstützend für das Wachsen und die Formgebung der Hüftgelenke. Bei diesen Bewegungen entstehen Berührungen zwischen Becken und Oberschenkelknochen, d.h. ein Gleiten der Knochen aneinander. Dabei wird Synovialflüssigkeit (Gelenkschmiere) abgesondert, Knochen, Bänder, Sehnen und Knorpel werden belebt, im Wachstum, in ihrer Strukturierung und in ihren Funktionen unterstützt. Knochen und Gelenke wachsen durch Druck, und ihre Struktur entfaltet sich durch den Gebrauch, dies bereits im Uterus.
In den ernsthaften Fällen der Dysplasie oder umgekehrt bei femur acetabularem Impingement und anderen Unregelmäßigkeiten sind natürlich die medizinischen Diagnosen und eine Kombination medizinischer und bewegungsorientierter Therapie angezeigt (tamed - Tanzsmedizin- infoblatt 9 Juli 2010. Ihle, Martin (2010). Tanz und künstliche Hüfte. Tanzmedizin). Doch in jedem Fall sind die frühen Bewegungsexperimente des Babys eine wichtige Basis für die Gesundheit des Bewegungsapparates und aller Organe, für die Entwicklung und das freudvolle ganzheitliche Lernen, und dies bis ins Erwachsenenalter und ins Alter.

5) DIE WIRBELSÄULE IM ZUSAMMENHANG VON KÖRPERLICHEN UND SEELISCHEN INTERAKTIONEN VON BABIES UND ELTERN

Wie alle Übungen des Miteinanders geht es hier nicht um Unterhaltungsinitiativen, auch nicht um eine Förder- oder Leistungsschule. Manche Eltern wünschen sich vorgegebene Spiele und Bewegungen. Diese sind schön, doch ich möchte Angebote für ein kreatives Miteinander machen, in dem sich Körperbild und Resilienz der Fürsorgepersonen und des Kindes ausbilden und zum Fundament gegenseitiger Wertschätzung werden.
Die folgenden Übungen habe ich entwickelt bei meiner Arbeit mit Babies mit der Diagnose “Kisssyndrom” oder allgemein bei unsymetrischen Kopf- oder Körperhaltungen sowie mit Schwierigkeiten in den Anfängen der Bewegungsentwicklung, also beim Greifen, Strecken, Beugen und Rollen. Diese Übungen sind geeignet für jede fördernde oder präventive Arbeit mit der Wirbelsäule und damit auch des Halses und des Körperzentrums. Kinder, die eine Asymmetrie zeigen, werden seit einiger Zeit gehäuft in meine Praxis oder in meine Gruppen gebracht. Wenn diese Ungleichheit als “Torticollis”, “Schiefhals” oder “Kisssyndrom” bezeichnet wurde, hatten sie oft eine unangenehme bis schmerzhafte Krankengymnastik nach Voyta o.a. erhalten. Ich bin keine Ärztin; aber ich nehme bei den meisten dieser kleinen Patienten eher eine Neigung der gesamten Wirbelsäule zu einer Seite hin wahr als ein Problem mit dem Hals oder der Kopfhaltung. Aus meiner Sicht als Körper- und Psychotherapeutin sehe ich dieses Muster als Folge von Schock, Trauma, Angst, Druck, Überspannung, Gewohnheit, einem Festsitzen in ungünstiger Lage rund um die Geburt oder eines ungenügenden Handlings. (Anm. siehe auch Kapitel 5 und eine ausführliche Fallbeschreibung in Kapitel 8 : EIN SCHIEFER HALS IST NICHT SCHIEF)

Meine pädagogischen und therapeutischen Interventionen und meine Empfehlungen sind Spiele, achtsame Bewegungen und freudige Alltagsaktivitäten. Diese sollten eingebettet sein in eine gesunde Bindung und empathische Beziehung. Dann werden die Atmosphäre und der heilsame Körpertonus Veränderungen erleichtern:

- Allgemein ist eine entspannte Atmosphäre wichtig für die
Reorganisation des Bewegungsapparates, etwa der Wirbelsäule oder der Hüftgelenke. Spannungen im Körper des Kindes durch Angst oder Stress führen leicht zur Verfestigung der erworbenen Tendenzen, z.B. einer Asymmetrie der Wirbelsäule, oder sie erschweren eine Verbesserung von angeborenen Fehlentwicklungen.
- Nutzen Sie Alltagsbewegungen wie Gehen, die Treppe auf allen Vieren hinauf und rückwärts hinabklettern, auf den Stuhl steigen, sich auf den Boden setzen, Winken usw. zusammen mit dem Kind, um Erfahrungen des Miteinander und auf beiden Seiten Erlebnisse anzubieten. Versuchen Sie die Bewegungen mit Feingefühl und nach Möglichkeit auf beiden Seiten und freuen Sie sich an der gemeinsamen Bewegung und Interaktion.
- Eine gute Qualität der Berührungen und des Körperdialogs gewährleistet einen guten Tonus, also die angemessene Körperspannung, um neue Bewegungsmuster mit dem Leib aufzunehmen, und damit erlaubt es dem Nervensystem, dies zu empfangen und einzu verLEIBen, nämlich zu integrieren. Jedes Lernen wird durch Über- oder Unterspannung erschwert.
- Achten Sie auf viel Eigeninitiative des Kindes und ermuntern Sie zu kreisenden und spiraligen Bewegungen. Kreieren Sie vielerlei Bewegungen, in vielerlei Varianten.
- Vermeiden Sie, das Kind unter den Achseln hochzuheben und auch andere unangenehme Berührungen und unfunktionelle Arten des Tragens, womöglich Heben und Tragen an einem Arm.
- Lassen Sie das Kind sich so viel wie möglich frei bewegen : in der Wohnung auf dem Boden, Treppen hinauf- und hinunterklettern, auf und über Kissen, Decken, Kisten, und über Körper steigen und balancieren
- Gehen Sie auf die Bewegungsideen Ihres Kindes ein
- Machen Sie Ihr Yoga - oder Ihr persönliches Übungsprogramm - in Anwesenheit des Kindes
- Begeben sie sich zum Kind auf den Boden und bewegen Sie sich dort mit ihm (s. Ü 6).
- Singen Sie Tanzlieder, z.B. „Es tanzt ein Bi-Ba-Buzzemann“, und tanzen Sie mit dem Kind und schaukeln Sie stehend oder sitzend sowohl nach rechts als auch nach links. Dadurch neigen Sie sich mit dem Kind oder vor dem Kind auf die Seite, die ihm die gewohnte ist und ebenso zur ungewohnten Seite. Es geht nicht darum, die ungewohnte Seite zu favorisieren, denn das Gehirn verarbeitet beides und lernt selbständig. Nicht Leistung und Ziel strebt man an, sondern feine Nuancen, die das Kind körperlich und geistig anregen.
- Ich zeige den Eltern, wie sie das Kind beim Wechsel der Windeln bewegen können usw. : man kann bei Rückenlage die Wirbelsäule sowohl von oben her als auch von unten her in einen leichten Bogen bewegen, z.B. indem man ein Knie zur Körpermitte bewegt. In den Seitenlagen kann man wiederum beide Bögen kreieren, indem man BrustkorÍb und Becken sanft ganz wenig voneinander weg zieht und aufeinander zu schiebt. Bei Bauchlage kann man die Wirbelsäule Abschnittchen für Abschnittchen sehr sanft und winzig nach rechts und nach links schieben. In Bauch-Knie-lage kann man von den Beinen her: von Füßen oder Knieen her und vom Becken her eine Körperseite kürzen oder längen. Es geht immer nur um minimalste und langsame Bewegungen.
BEWEGEN SIE EIN BABY STETS LANGSAM UND BEACHTEN SIE SEINE REAKTIONEN.
- Ich gebe der Mutter Feldenkrais-Behandlungen, in denen sie allgemein ihren Körper klarer spüren lernt und speziell auch Wirbelsäulenbögen (Krümmungen ) erleben kann, so wie sie es bereits beim Kind gesehen hat, als wir es beim Wechseln der Windeln bewegten.
- Man kann das Kind - liegend, im Bärengang, gehend u.a. - auf einer großen Rolle, die man aus einer Decke geformt hat, balancieren lassen. Man kann mit dem Kind mit breit positionierten Beinen gehen, die Beine rechts und links von der Decke. Und man kann auf der Decke rollen und von ihr hinabrollen. Das Kind wird aus Spaß am Körpergefühl selbst Bewegungen erfinden. Für die unterschiedlichen Alterstufen lassen auch wir Großen passendes mit Phantasie einfließen.

6) BEWEGUNGSSPIELE

Hier beschreibe ich Bewegungsspiele, die Eltern, Fürsorgende oder ErzieherInnen mit einem Baby oder Kind machen können. Ich möchte dabei betonen, daß es auf die individuelle Anpassung und auf die Responsivität ankommt, um einem Kind in seiner Lern- und Gesundheitsentwicklung zu helfen. Diese “Übungen” sind keine einseitigen Trainings- oder Gymnastikübungen, bei denen das Kind “beturnt” wird; es sind Interaktionen, in denen beide Partner einander folgen und initiativ sind. (zu “folgen” s. o. unter 5) HAUT, in den Abschnitten über Berührung in Kap. 4, 7 und 9 a und b) Die hier vorgeschlagenen spielerischen Bewegungungen können für viele Altersstufen angepaßt und verändert werden. Sie sind sehr gut anwendbar in Kitas und Krabbelstuben für Kinder unter drei Jahren (U 3). Hier ist es sinnvoll, so oft wie möglich ein Spielfeld auf dem Boden zu kreieren. Vor der Beschreibung der Übungen gebe ich zuerst einen Überblick der Schwerpunkte und Prinzipien:

1. FOKUS AUF DAS, WAS DAS KIND SCHON KANN

2. FOKUS AUF DIE STÄRKEN DER ELTERN

3. BODEN, ERDUNG, SICHERHEIT UND HARTE UNTERLAGE ALS STÜTZE

4. DAS AN-& AUSZIEHSPIEL ALS LERNFELD

5. GELASSEN WERDEN UND UNTERSTÜTZUNG

6. LERNEN DES GANZEN KÖRPERS UND DES GESAMTEN MENSCHEN

7. KLEIDUNG, SCHUHE UND NACKIG-SEIN

8. BEWEGUNGSSPIELE MIT KINDERSPRÜCHEN UND NACH DER FELDENKRAIS-METHODE
a) Beine und Becken: „Herr Pinz und Herr Panz“

b) Finger- Augen - Kopf - Wirbelsäule: „ 10 kleine Zappel-
finger “
c) Uta Klawitter, „Bewegungsspiele“ - Feldenkrais-
Methode für junge Eltern

9. TANZ MIT BERÜHRUNG

 

1. FOKUS AUF DAS, WAS DAS KIND SCHON KANN

Man ermuntert, das Freudige zu tun, und greift das auf, was leicht geht. Ich betone das, was das Kind kann, nicht das, was das Kind nicht kann oder „falsch“ macht:
Beginnen Sie da, wo DAS KIND SELBST ETWAS MACHT, ODER SEHR GERNE HAT, ODER GUT UND LEICHT KANN, und unterstützen Sie dieses zuerst.Variieren Sie es und führen Sie es weiter. Ein Beispiel: Mit den Fingern spielen: zunächst so, wie sich das Spielen spontan gestaltet, eher allgemein mit den Fingerchen; danach Variationen, z.B. seine Fingerchen sehr langsam einzeln bewegen, in viele Richtungen und beobachten, wohin diese Bewegung fließt: durch den Arm zum Hals, zur Brust...

2. FOKUS AUF DIE STÄRKEN DER ELTERN:

Die Eltern sollten auch bei sich den Fokus auf ihre Stärken und ihre Freude und Liebe lenken, auf das, was ihnen und ihrem Kind Vergnügen macht und leicht fällt, sei das Spazierengehen oder Singen oder seien es Fingerspiele oder auf dem Boden rollen.

3. BODEN, ERDUNG, SICHERHEIT UND HARTE UNTERLAGE ALS STÜTZE:

NUR EINE HARTE UNTERLAGE BIETET DEM KIND DEN NÖTIGEN WIDERSTAND, UM SICH VON DA ABZUDRÜCKEN. Erst dies ermöglicht Gewichtsverlagerung und Bewegung. Das ist ganz besonders notwendig im ersten und auch im zweiten Jahr der Bewegungsentwicklung. Denn das Kind kann sich von den Hüften aus, von den Händen, später mit den Knieen, dann den Füßen aus dem Boden schieben. Weiche Unterlagen machen Bewegung unmöglich, denn die Körperteile, die stützen sollten, VERSINKEN STATT SICHERHEIT ZU GEBEN. Die Füße lieben und brauchen den Erdkontakt, vor allem die Fußsohlen sollten mit dem Heranwachsen in Richtung Aufrichtung mehr und mehr den Boden spüren, den Druck, den Widerstand, die Oberfläche ohne Schuhe fühlen, um so Balance und den Weg nach oben zu erlernen. Dies führt später zur menschlichen Aufrichtung, zum aufrechten Gang: in einer guten Qualität, die eben die ganz konkrete körperliche Beziehung zur Erde braucht. Das gesunde Baby und Kind strebt - neben der Befriedigung von Durst, Hunger, Beziehung und Körperkontakt - vor allem danach, zu lernen: Es ist neugierig und WILL sich bewegen. Die Eltern können sich neben das Kind auch auf den Boden legen. Solche Begegnungen und Erlebnisse fördern Ihr Kind, auch seine intellektuelle Entwicklung, mehr als Reize aus Umwelt oder „Bildung und Wissenschaften“ ( Werbung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung: www.aufstieg-durch-bildung.info). Weil sich der Trend zu immer Inputs nicht nur in den Schulen immer mehr ausbreitet, sondern schon in die „kleinen Köpfe“ unserer Krabbel- und Kitakinder bis zum Überdruck hineingepreßt wird, warnen zum Glück auch Forscher aus Pädagogik und Neurowissenschaften davor. Roth beispielsweise zitiert Comenius und Rousseau und macht damit klar, daß er nichts wirklich Neues propagiert, daß er auf die Persönlichkeit des Lehrers setzt und daß beim Lernen Zeit zu verlieren heißt: Zeit zu gewinnen. (Roth, Gerhard (2011). Wie Lernen gelingt. Klett-Cotta, Stuttgart)
Auch das Sprechen lernen wird besser durch Bewegung und Geduld gebahnt als mit jedem direkten Üben. Dies ist so, weil das Kind in seinen eigenen Impulsen gelassen wird, und damit kann seine lebendige Wißbegier genauso wie die körperliche Aufrichtung eine gesunde Haltung, Atmung, Mund- und Kieferformung schaffen. (vgl. Broich, Ingvo (2010). Mundfunktionen sind Grundfunktionen. INTERDISZIPLINÄR, 18, 1, 35-41) Also sind die besten Voraussetzungen für Konzentration und Sprechen gegeben. Ein solches Kind kann Lernprozesse in allen Bereichen erfolgreich initiieren und mit Ausdauer weiterführen. Da ein frohes und gesundes Kind von alleine plappert und tanzt, können wir unsere Kinder wirklich „Ruhe lassen“. (Honoré, Carl (), Laissez-les enfants tranquilles
Das kommt einem Rousseau ziemlich nahe. s. auch Weißmann, Eva (1966), Rousseau - zwischen Sozialcontract und freier Erziehung)

 

4. DAS AN-& AUSZIEHSPIEL ALS LERNFELD

Wenn Papa und Mama Zeit und Lust haben und das Baby auch, können sie die Ärmel und Stramplerbeine zum Kind führen, dazu sprechen: „ jetzt kommt der Ärmel...reichst Du mir dein Händchen, kommst Du durch den Tunnel“....und der Ärmel über die Hand und den Arm des Kindes streifen... und ebenso machen Sie es mit den Beinen und dem Kopf...Dabei erlebt das Kind das Anziehen mit Vergnügen und als Lernfeld. Die Berührung ist angenehm, die ersten „handlings“ sind Wonne statt Schmerz. Das ganze ist ein Tanz und Dialog zu zweit. Und das Kind lernt hineinzuwachsen ins Anziehen und zu kooperieren. Es hängt oder später steht nicht da wie ein passiver Kartoffelsack, und ist nicht Opfer dieser Prozedur. Es wird Partner und selbständig. Ich habe Kinder von 7 und 8 Jahren in Therapie, die sich noch immer hinstellen und die Schuhe anziehen lassen oder den Reißverschluß schließen lassen - die Eltern sind natürlich auch genervt.

Bei dem Kooperationstanz lernt das Kind auch seine Körperteile kennen, es lernt Bewegungsmöglichkeiten, und es lernt, Worte mit Dingen oder Gefühlen zu verbinden. Das alles findet es so spannend, und es fühlt sich so geliebt, daß es danach auch gerne mal alleine auf dem Boden ist und selbst mit seinen Händchen und dem eigenen Körper spielt.
Auch das Waschen und Eincremen sind wundervolle körperliche Empfindungen.
Das Versorgtwerden entwickelt sich zu komplexen Bewegungen, sensibler Berührungsinteraktion und ist das Fundament für die Beschäftigung alleine und mit dem eigenen Körper, der Seele und dem Geist.

5. GELASSEN WERDEN UND UNTERSTÜTZUNG

Balance und Abwechslung zwischen Freiraum und Aktivieren sind sinnvoll. Alle Kinder brauchen von uns beides: Lassen und Freiraum UND Vorbild, Inspiration und Bewegung. Besonders aber für träge Babys oder solche mit ungünstigen Gewohnheiten ist eine Kombination aus Impuls und selbst machen lassen wichtig.
Ein Beispiel möge ein Kind im Alter zwischen 0 und sechs Monaten sein, das sich nicht gerne in Bauchlage begibt:
Vielleicht ist es gerne in der Bauchlage auf der Mutter, halb horizontal-halb vertikal.
Vielleicht kann es auf der Seite liegen. Oder vielleicht entdeckt es seine Hände und unternimmt von da aus weitere Erkundungen.
Das sind alles Hinführungen, die das Kind wählt, weil es ja den FREIRAUM, DAS GELASSENWERDEN UND DIE UNTERSTÜTZUNG benutzt: also sind das Kind und die Eltern auf dem richtigen Weg.
- Man kann dem Kind ein „hartes“ kleines Unterstützungskissen unter die Brust legen und helfen, die Hände oder Unterarme auf den Boden zu legen (Die Yoga-Bezeichnung dafür ist „die Sphinx“), so daß es entdeckt, daß es sich abstützen, also abdrücken, kann.
- Kinder, die gar nicht auf dem Bauch liegen wollen oder sich noch nicht auf die Hände oder Arme aufstützen, llegen die Eltern bei sich bäuchlings auf den Bauch, vielleicht auch in Schräglage. Die Eltern können sich dann sehr sanft und sehr minimal bewegen, das Köpfchen umfassen, eventuell selbst die Augen schließen, spüren und genießen, wohin die Reise geht, d.h. welche kleinen Bewegungen sich entwickeln.
- Man kann dem Kind auch durch Berührung der Hände und durch Spiele mit seinen Fingern zeigen, daß es diese genießen und für vieles benutzen kann. Irgendwann entdeckt es selbst, wie diese Extremitäten und deren Bewegungen mit dem Körperzentrum verbunden sind und wie es sich also auf Hände und Arme stützen kann.
All das sind Spiel-Momente über den Tag verteilt, keine Unterhaltungsprogramme und keine Schul-Leistungsstunden. Wenn das Kind gelassen wird und einen Raum hat, um sich frei zu bewegen, dann bewegt es sich mit Wonne und trainiert von selbst sein Gehirn. Auch ein Ausgleich von möglichen Unregelmäßigkeiten ergibt sich „von alleine“ und Heilungen geschehen aus dem Inneren.

6. LERNEN DES GESAMTEN MENSCHEN UND MIT DEM GANZEN KÖRPER

Viele Kinder sind „ zu spät “ dran, sind „Spät-entwickler“. Etliche haben sich Einseitigkeiten angewöhnt oder bevorzugen eine Position und verabscheuen eine andere. Oder vom Kinderarzt wird diagnostiziert etwas sei „ nicht richtig“ oder sei ein “Syndrom, ein Symptom, eine Krankheit....“. Ich habe mehrfach das sogenannte “Kisssyndrom” von Babies erwähnt .(Man benutzt auch die Ausdrücke “Schiefhals” oder “Torticollis” : s. Kapitel 5 im Zusammenhang mit den Funktionen des Halses und im Zusammenhang mit der kindlichen Gehirnentwicklung) Meist handelt es sich um die sogenannte C-Form der Wirbelsäule; diese Kinder mit unsymmetrischen Bewegungsmustern haben in einer guten Atmosphäre und in der guten Eltern-Kind-Beziehung fast immer die Chance, daß sich ihr Nervensystem und ihr Bewegungsapparat bei freien Bewegungsmöglichkeiten reorganisieren.
Da der Mensch, und besonders der Säugling, stets auf Lernen eingestellt ist, hat das Kind etwas gelernt und kann auch wieder umlernen. Es lernt unablässig dazu und WILL DAS AUCH, denn sein Nervensystem drängt von alleine dahin. In der Craniosacraltherapie heißt es, daß der Organismus nach Balance und Zentrierung strebt und selbst den Heilungsplan inne hat. Es ist hilfreich, wenn die Eltern das Kind beobachten und spüren, was es ausprobieren und lernen will und was es schon versucht. So können sie etwa die Tendenz einer Körperseite zu kontrahieren - nehmen wir die rechte an - dahin ergänzen, nämlich auf der linken Seite sanft ein Zusammenziehen anbieten oder auf der rechten Seite sanft ein Dehnen anbieten. Ganz sensibel und kinästhetisch ist es, in diesem Fall SOGAR DIE RECHTE SEITE IN IHRER GEWOHNHEIT zu HALTEN UND das Kind dabei so zu UMFASSEN, DAß DIE EINSEITIGKEIT LOSGELASSEN WERDEN KANN.
Als Beispiel dient hier die C-Form dienen, also eine Neigung der Wirbelsäule oder eine Bewegungstendenz zu einer Seite hin. Man könnte auch das Beispiel von nicht ganz plazierten Hüftgelenken nehmen oder eine Unregelmäßigkeit der Wirbelsäule, verschiedener Gelenke u.a.m. Sehr oft macht es auch Sinn, beim Kriechen die Symmetrie zu beachten.
Ein echter “Torticollis” gehört natürlich in medizinische Hände. Jedoch auch dann sind sanfte zweiseitige Bewegungsinteraktionen von Eltern und Kind sinnvoll; womöglich erfolgreicher als schmerzhafte Physiotherapie nach Voyta o.ä. Wenn die Eltern-Kind-Spielereien stressfrei und mit Neugierde erlebt werden, wenn sie also nicht angstmachend oder traumatisierend sind, machen sie frei für Lernen.
Es folgt nun die Übung, die aus einer Bewegungs- und Berührungsinteraktion zwischen dem Kind und der erwachsenen fürsorgenden Person besteht. (vgl. dazu die Anleitung zum Windelwechsel in der Veröffentlichung „Lernen im Gleichgewicht“). Das Kind kann sehr klein sein, etwa ab 3 Monaten, oder schon ein Kleinkind :
- Beobachten Sie das Kind beim Liegen, Bewegen und Sitzen, sofern es dies schon kann, und finden sie heraus, welche Körperseite verkürzt ist oder sich eher zusammenzieht. Die andere Seite ist dann gelängt. Nehmen wir an, die Neigung geht zur rechten Seite; dann ist die linke Seite gelängt. Betrachten Sie nicht nur Teile des Körpers, etwa den Hals, sondern das gesamte Kind und seinen Körper.
- Unterstützen Sie zunächst sogar die Kontraktion auf der einen Seite. Gehen Sie mit dieser Bewegung mit. Berühren Sie das Kind so, daß es seine Tendenz spürt, oder verstärken Sie die Bewegungstendenz und die Körperform ein wenig. Danach bewegen Sie das Kind in die entgegengesetzte Richtung, und zwar so weit, wie das gut geht. Babies lassen sich noch recht gut bewegen. Bei älteren Kindern muß man sich etwas einfallen lassen, z. B. eine Bewegung vormachen: man kann ein “Ding-Dong”-Glockenspiel oder Pendelspiel entwickeln.
- Wiederholen Sie dies einige Male.
- Danach bewegen Sie das Kind - und also seine Seiten bzw. die Wirbelsäule sowohl nach rechts wie nach links. Wenn das Kind schon sitzen oder stehen kann, können Sie sich selbst vor dem Kind, auch zu Musik, in diese Richtungen neigen, so daß es sich mit Ihnen mitbewegt und spielt.
- Im Liegen auf einem angenehmen Boden können Sie mit dem Kind in beide Richtungen rollen. Dabei wird stets der Körper von der Rückenlage aus zuerst zusammengezogen und dann zur Bauchlage hin gestreckt. Auf diese Weise kommen alle Neigungen der Wirbelsäule zur Aktion und der Organismus kann integrieren, was er braucht.
- Beim Spielen mit einem Ball oder anderen Spielzeug können Sie den Ball an verschiedene Orte rechts und links des Kindes legen, so daß es seine Wirbelsäule verschieden neigen, strecken, zusammenziehen und drehen muß, wenn es den Ball ergreift
- Beim Windelwechsel beobachten Sie sicher manchmal, wie das Kind mit seinen Händen die Unterschenkel oder die Füße ergreift. Vielleicht kann es das leichter ohne Kleidung. Das kann man unterstützen: Man umgreift seine Hände oder läßt das Kind Ihre Finger mit seinen Händchen umgreifen und zieht sanft an den Armen, mal an dem rechten Arm und mal an dem linken Arm. Das Kind soll erleben und kinästhetisch fühlen, daß beide Seitneigungen möglich sind. Entsprechendes initiieren Sie von den Beinen oder dem Becken her.
- Manchmal muß man das Becken ein wenig heben, so daß das Kindes seine Füße ergreifen kann. Vielleicht spielt es spontan in dieser Position, und durchaus symmetrisch.
- Umhüllen Sie, wenn das Kind noch ein Säugling ist, den ganzen Körper mit Ihren Händen und “hüllen” oder formen ihn etwas zusammen: mal zu einer Seite hin, mal zur anderen. ALLES SOLL SEHR SACHTE, MINIMAL UND LANGSAM GESCHEHEN.
- Geben Sie so viel Freiheit und Zeit, daß das Kind dann auch selbst Bewegungsimpulse ausleben kann. Es kann aus freiem Willen mit seinen Beinen und Füßen spielen, und findet im Spiel eventuell selbst Symmetrie und neue Muster , beispielsweise beide Neigungen der Wirbelsäule. Finden Sie eine Balance aus Zuschauen und Mitbewegen, Freiraum und unterstützender Interaktion. Wirkliches LERNEN und damit nicht nur kurzfristige Verbesserung, sondern auch zukünftige LERNKOMPETENZ und die fundamentale Lust zu lernen entstehen bei Vergnügen und lebendiger Erfahrung, nicht bei Druck oder Angst. Spitzer liefert in seinem neuesten Buch den „Nachweis, daß Greifen und Begreifen, also Kopf und Hand, zusammenspielen“. (s. Spitzer, Manfred (2010), Medizin für die Bildung. Ein Weg aus der Krise, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg. s. auch Reinhard Kahl, Lehrt weniger: ein sehr gelungener Artikel in ZEIT LITERATUR Sachbuch: ? März 2011. S. 78.)
- Sie beobachten vielleicht, daß das Kind seine Füße zueinander bewegt. So kann man mit dem Kind zusammen seine Füße in verschiedene Richtungen bewegen, aneinanderstreichen, gegeneinander „patschen“ und mit Anpassund und Phantasie vorgehen. BEOBACHTEN SIE BEI ALL DEM, WIE SICH DIE WIRBELSÄULE, DER HALS UND DER KOPF BEWEGEN: DIE VIELEN VARIANTEN SIND GESUND UND LEHRREICH.
- Betrachten Sie immer den ganzen Körper und den gesamten Menschen, nicht eine einzige Stelle. Auch Sie lernen daraus Bewegungsmöglichkeiten, die Ihrer eigenen Wirbelsäule und Bewegungskompetenz nützen. Diese wiederum werden von dem Kind nachgeahmt.

7. KLEIDUNG, SCHUHE UND NACKIG-SEIN

Die meisten Kinder genießen es, barfuß zu sein und ihre Schuhe und auch Strümpfe loszuwerden. Erst recht haben sie ein großes Bedürfnis, Einengungen durch alle weitere Kleidung loszuwerden.

- Geben Sie also Ihrem Baby oder Kind viele Gelegenheiten, sich ohne Kleidung zu bewegen. Es hat nicht nur mehr Körperfreude und Selbstwahrnehmung, es spürt sich und seine Haut klarer und kann die Gelenke leichter bewegen.
- Spielen Sie mit, wenn es ein Bewegungsspiel initiiert.
- Nutzen Sie jede Gelegenheit, wo ein Kind, sei es gesund oder krank, mit seinem Körper spielt und sich in seiner Haut wohl fühlt. Dies wird ein Fundament gesunder Entwicklung und ist jetzt schon eine Prävention gegen die späteren Verlockungen unterhaltsamer Spielgeräte, Umgebungsreize und Computerspiele.
- Fördern Sie ein Spielen mit den einfachsten „Zutaten“: Haut, Bewegung, eigener Körper, Erde, Boden, Stöcke, Dinge, die zum Anfassen und Gestalten einladen. (vgl. die Kapitel 11 und 12, in Kap. 11 das Modell eines Tanzkindergartens)

- Ein Baby und ein Kleinstkind braucht meist keine Schuhe. Was es braucht, ist das Erleben der eigenen Füße, das Spüren der Fußsohlen und Zehen auf dem Boden und in der Luft. Es soll die Beziehungen zwischen Füßen, Beinen und Wirbelsäule wahrnehmen dürfen.

Wenn das Kind zu krabbeln beginnt, den Bärengang zu erproben und zu gehen, helfen ihm das eigene Spüren seiner Haut und seiner Gelenke am besten. Es braucht den Raum und die Zeit, auf seinen nackten Fußsohlen zu balancieren. Socken rutschen, und Schuhe verhindern die Bewegungen der mehr als 30 Gelenke in den Füßen! Nur mit deren Gebrauch lernt der Mensch den Balanceakt des Gehens funktionsgerecht.
Kleidung blockiert in der Regel mehr oder weniger die Gelenke und die Wirbelsäule, z. B. die Hüftgelenke, den Hals und die Schultern. Die Folge ist Unwohlsein, Langeweile, Minderung von Atemfluß und Blutkreislauf und Verhinderung von Lernen. Und natürlich fühlt das Kind seinen Körper, also sein SELBST leichter und klarer, wenn es auf der Haut berührt wird: von den Eltern, vom Boden, von der Luft, von sich selbst. Auf diese Weise die eigene Haut spüren heißt: Die eigene Begrenzung und das individuelle Körper-Sein beobachten, heißt Selbst-erkenntnis, heißt Umfaßtwerden von Elternhänden, Schutz, Klarheit und Verbindung. Natürlich muß das Kind warm haben, besonders am Bauch, am Becken und an den Beinen.
Ich habe etliche Kinder zwischen 6 und 30 Monaten beobachtet, die sehr aufgeblüht sind, schon als sie ausgezogen wurden. Als sie eine Weile nackt sein durften, demonstrierten sie neue Bewegungsweisen und verspürten so große Bewegungslust, die man ihnen bisher nicht zugetraut hätte. Das neue Hautgefühl und die Freiheit rund um die Gelenkte und die Wirbel führen zu einem neuen herrlichen Lebensgefühl. Nun werden Haut und Muskeln nicht mehr von der Kleidung berührt, beengt oder gar behindert, sondern von Luft und Erde bzw. Boden, vielleicht auch von Wasser, und auch von der Mutter oder anderen fürsorgenden Menschen gestreichelt und gedrückt. Die Bedeutung von Haut und Berührung habe ich im Kapitel 4 und 5 schon genannt und in diesem Kapitel unter 5) HAUT ausgeführt. Im Kapitel 7 finden Sie Theorie, Praxis und auch Fallbeschreibungen, die dieses Thema ausgiebig illustrieren.

8. BEWEGUNGSSPIELE mit STIMME und KÖRPER:

Ausgesprochene Bewegungsspiele kennen vor allem Hebammen und ErzieherInnen. Hier stelle ich einige für Säuglinge und Kinder dar; es sind vorgegebene Abläufe. Natürlich sind die spontanen Bewegungen und entwicklungsbezogenen Bewegungserkundungen der Babies und Kleinstkinder auch Spiele.

Das Spiel a) „Herr Pinz und Herr Panz“ ist für Beine und Becken, und das Spiel b) „10 kleine Zappelfinger“ ist ein Spiel von Fingern, Augen, Kopf und Wirbelsäule.
Unter c) möchte ich aus Uta Klawitters Veröffentlichung „Bewegungsspiele” die wichtigsten Prinzipien erwähnen.

Für die beiden Bewegungsspiele a) und b) danke ich den Hebammen, die sie an Eltern weitergegeben haben, so daß ich diese Spiele kennenlernen durfte und erweitern konnte.
Einerseits geben die Spiele als RITUALE Halt und Sicherheit. Andererseits regen VARIATIONEN die Weiterentwicklung von Bewegungskompetenz und Gehirnstruktur an.

a) „Herr Pinz und Herr Panz“

Dies ist eine Bewegung, die von den Füßen und Beinen hinaufwandert zum Becken... bis zum Kopf.
Man kann dieses Spiel sehr früh beginnen. Dabei spürt man zunächst feinfühlig, was überhaupt möglich ist. Man kann diese Vorschläge ebenso gut mit schon größeren Kindern ausprobieren und sie dafür anpassen, also auch auf Ideen der Kinder eingehen.
Wenn Ihr Baby beispielsweise beim Ankleiden oder nach dem Aufwachen in Rückenlage ist, sprechen Sie zu ihm und bewegen sie seine Beinchen:

Zunächst hier der gesamte Text:

Herr Pinz und Herr Panz

Die gingen zum Tanz

Es gingen zum Tanz

Herr Pinz und Herr Panz.

Sie tanzten links

sie tanzten rechts

sie machten so

und machten so

und lachten

und waren lustig und froh!

 

- Sie sprechen „Herr Pinz und Herr Panz, die gingen zum Tanz, es gingen zum Tanz Herr Pinz und Herr Panz. Sie gingen nach rechts, sie gingen nach links, sie machten so...“ und dabei bewegen Sie zuerst das rechte Bein leicht , dann das linke, dann beide: in der Art von Fahrradfahren, dann beide Beine langsam nach rechts, dann nach links, dann kreuzt ein Bein das andere, danach das andere das eine. Neben der Freude sind viele Aspekte dieser Kommunikation wertvoll:
- das Zusammenkommen von Bewegung und Sprache- das Kind hat sich schon während der Schwangerschaft an das Hören der Stimme der Mutter gewöhnt
- das Rhythmische
- dieses Spiel lebt von der Beziehung und Interaktion, die hier mit den Körpern lebenidig und fühlbar wird!
- es lernt seinen eigenen Körper deutlicher spüren
- es lernt unterschiedliche Bewegungsrichtungen und -muster
- es denkt....
- wenn es Rituale erlebt, erhält es Halt
- wenn es kleine Variationen erfährt, werden sein Bewegungsapparat und sein Gehirn für die Gesundheit und die Bildung unterstützt.

Einerseits sind für die Beweglichkeit und die Inspiration auch manchmal Variationen sinnvoll, die sehr fein abgestimmt werden auf das MITMACHEN des Kindes. Andrerseits lieben und benötigen Kinder die Wiederholung und damit die Konstanz. Vielleicht kann man die Variationen sozusagen als Strophe zwei und drei anbieten:
Z.B. bewegen wir ein bißchen mehr nach rechts und ein bißchen mehr nach links, ein bißchen nach rechts oben und nach links oben, ein bißchen nach re unten und nach li unten: also diagonal.
Es ist ganz besonders wichtig, BEI DEN RICHTUNGEN ZU SPÜREN, OB DAS KIND MITGEHEN KANN, ALSO DAS ANNEHMEN KANN, ODER WO ES NICHT (WEITER) WILL. Wohlgefühl UND das Lernen hängen davon ab, daß wir den Widerstand oder das Bremsen wahrnehmen und akzeptieren.
Es kann sein, daß ein Baby sich sehr weitgehend mitdreht und mit den Augen folgt und ein andres kaum. Nun kann für letzteres ein Anstoß wichtig sein. Beobachten sie fein und suchen sie nach behutsamen Anregungen.
- Bewegen Sie IHREN EIGENEN KÖRPER. Hier können sie sich mehr und mehr so weit nach der Seite bewegen, daß das Baby mit den Augen folgt und sich mitbewegt, also mit Augen, Kopf und schließlich Schultern, später mit der Wirbelsäule, dem Becken und dann den Beinen mitdreht.
Bieten Sie JEDE BEWEGUNG SYMMETRISCH an.
SINNVOLL IST ES, ALS ERWACHSENER ZWISCHENDURCH DIE AUGEN ZU SCHLIEßEN, UM SEHR DETAILLIERT ZU SPÜREN, WAS DAS KIND ANNEHMEN KANN.

ANNEHMEN KÖNNEN: bedeutet:
a) Diese Bewegung ist angemessen für das menschliche Skelett; es besteht also keine Gefahr der Verletzung.
b) Dieses individuelle Kind möchte oder kann dabei mitmachen, und
c) Diese Bewegung ist nicht zu fremd oder zu früh.

- Beziehen Sie vor allem auch die Optionen mit ein, die das Kind einbringt.
Neue Bewegungen, Richtungen usw. bieten Sie dem Kind als Angebote dar. Die immerwährende Einkörperung von neuen Mustern ist für ist für die gesamte Entwicklung nötig, insbesondere bei Entwicklungsverzögerungen oder sonstigen Problemen, bei zu hohem oder zu niedrigem Tonus, bei Hüftgelenksthematiken wie etwa Dysplasien oder femur acetabulares Impingement, bei “echtem“ oder „unechtem” Torticollis und bei weiteren Unregelmäßigkeiten. (Anm. Sehen Sie dazu auch Ü 6) HÜFTGELENKE und das Kapitel 8 über Fälle sowie tamed - Tanzmedizin- infoblatt 9 Juli 2010. Ihle, Martin (2010). Tanz und künstliche Hüfte. Tanzmedizin)
Daher sind für Babies ab etwa 4 Monaten und für Kinder bis zur Schule Übungen sehr unterstützend, wenn man sie so achtsam gestaltet, daß die Kinder freudig teilnehmen können.

b) „Zehn kleine Zappelfinger“

Dies ist eine Spiel mit Bewegungen, die die Hände, den Mund, die Augen, den Kopf und, von der Peripherie weiter zum Zentrum fließend, die Wirbelsäule anregen. Wieder fließt der Bewegungsimpuls von außen nach innen, von der Körperperipherie zur Körpermitte. Im Aufbau der Verbindung bauen sich immer mehr Körperkontrolle und dabei die Beteiligung des Kindes und seine Selbstkontrolle auf. Sie bilden ja die Basis für Eigenständigkeit und Lernfähigkeit. (s. Kap. 5 und 9)

Der Text:

Zehn kleine Zappelfinger zappeln hin und her,
zehn kleinen Zappelfingern fällt das gar nicht schwer.

Zehn kleine Zappelfinger zappeln auf und nieder,
zehn kleine Zappelfinger tun das immer wieder.

Zehn kleine Zappelfinger zappeln ringsherum,

zehn kleine Zappelfinger, die sind gar nicht dumm.

Zehn kleine Zappelfinger spielen gern Versteck,

zehn kleine Zappelfinger sind auf einmal weg!
(Hände hinterm Rücken verstecken)

Meine Zappelfinger sind verschwunden

Wo sind meine Zappelfinger hin?
(die Hände wieder hervorholen)

Hei, da sind die Zappelfinger wieder

Tralalalala
Hei, da sind die Zappelfinger wieder
Tralalalala!

Die erwachsene Person singt oder spricht und tanzt oder bewegt sich. Mit den Wiederholungen wird das Kind nachahmen und mitmachen. Ferner verfolgt es die Bewegungen der Hände.
Der Erwachsene bewegt zappelnd die eigenen Finger vor dem Gesicht des liegenden Kindes (in Rückenlage, auch in aufgestützter Bauchlage) und begleitet mit den Worten:
„10 kleine Zappelfinger zappeln auf und nieder, 10 kleine Zappelfinger tun das immer wieder.“ Sie bewegt ihre Hände und Finger nach rechts und nach links, zu: „10 kleine Zappelfinger zappeln hin und her, 10 kleine Zappelfinger tun das immer mehr“. Sie läßt ihre Hände hinter ihrem Rücken verschwinden, zu: „10 kleine Zappelfinger sind auf einmal weg“ usw. Man kann ruhig auch eine neue Melodie oder vielleicht generell eigene Erfindungen kreieren. Man kann die Hände auseinander und wieder aufeinander zu bewegen.
- Vater oder Mutter... können die Finger auch vom Kind sich entfernend tanzen lassen oder auf es zu bewegen (dies ist für das Sehen noch eine schwierige Aufgabe - das Kind lernt bei all dem, das Gehörte, Gespürte und Gesehene abzugleichen)
- Sie können auch hier die Richtungen variieren, oder die Wege vergrößern, oder sehr langsam und mal schneller bewegen
- Sie können die Fingerchen berühren oder die Hände leicht führen und dabei folgen, wohin die Hände des Kindes tendieren.

Die beschriebenen Bewegungen umfassen vielerlei Sinneswahrnehmungen: Hören von Klang und von Sprache, Sehen, Bewegung und eventuell Berührung. Und sie erlauben dem Kind, diese Sinnesempfindungen zu unterscheiden und das, was passiert, zu vergleichen. So lernt es am eigenen Körper, was Richtungen sind, also Orientierung. Es wird sich über Abstände klar, und so sind das frühe Erlebnisse des Auseinandergehens und Zusammenkommens. Damit bereitet es sich auf das spätere deutlichere Wegkrabbeln und wieder Herkommen und die Phase des Gehenlernens vor. Mit dem Gehenkönnen gelangt es später in die zugehörigen Konflikte zwischen Selbständigkeit und Nähebedürfnis. (zu den vier Subphasen der Individuation und „psychischen Geburt“ s. Mahler, Margret (), Die psychische Geburt
s. auch zu Gestalten oder Charakteristika der Bewegungsarten verschiedener Kinder: Kestenberg (), movement
) Es trainiert auch die Nervenzellen und Gehirnareale, die für Motorik und das Denken zuständig sind bzw. deren Verschaltungen.
DA KINDER UNABLÄSSIG LERNEN WOLLEN UND NEUGIERIG SIND, IST DAS KEIN LEISTUNGSDRUCK, WENN DIE ELTERN ES MIT LUST UND SPIELFREUDE ANBIETEN. DIESE ANREGUNGEN WERDEN VERARBEITET IM GEGENSATZ ZU IMMER NEUEM VISUELLEN INPUT. Dabei ist es von Bedeutung, wie der spielende Erwachsene das Kind miteinbezieht und ein kinästhetischer und sprachlicher Dialog entsteht. Die frühe Zeit ist Bewegung in der Beziehung. (zu Bewegung und Bindung s. Kap. 7)

c) Die freien Bewegungsspiele

Uta Klawitter erklärt in ihrem Buch “Bewegungsspiele“ sehr liebevoll und verständlich, wie die Bewegungsentwicklung des Babys und Kindes verläuft und welchen Sinn die Freiheit in der Bewegung hat. Mit „Bewegungsspielen“ meint sie nicht solche, die von Erwachsenen kreiert werden, sondern die Spiele, die das Kind selbst mit seinem Körper initiiert. Sie schreibt über das, was das Kind von selbst macht, wenn es gelassen wird. Wir lernen hier, zu erkennen, daß das Baby uns führt und von selbst nach Bewegung und Lernen drängt. Denn aus der Sicht der Feldenkrais-methode, auf der das Buch aufbaut, braucht es dafür den FREIRAUM UND DEN BODEN ZUM ABSTOßEN. ( Klawitter, Uta (), Bewegungsspiele,

LIT

 

 

9. TANZ MIT BERÜHRUNG

Eltern können mit ihrem Kind zusammen Spaß haben, ihm sensiblen nährenden Kontakt geben und es in der Bewegungsentwicklung unterstützen. Diese Übung ist zunächst für junge Babies geÕdacht. Sie umfassen mit Ihren Händen und Armen ihr Kind, schließen die Augen und folgen den Bewegungen des Kindes. Das können Sie gut während des Windelwechsels ausprobieren. Zeit und Körperfreude dabei zahlt sich aus als gute Laune und Gesundheit in der Familie. Bei Ihrem Körperkontakt spüren Sie nun die Bewegungen ihres Kindes. Wenn Sie versuchen, miteinander als gleichwertige Partner zu tanzen, werden Sie zusätzlich zur Freude noch den Gewinn der Bindung haben. Außerdem erhalten beide Seiten Input durch die Körpermuster der je anderen Seite und dadurch erweitern sie ihre Bewegungskompetenz. Die Beteiligten lernen also beide.
Bei einem Kind, das Krankengymnastik braucht oder irgendeine Schwierigkeit hat, ist eine solche behutsame tänzerische Interaktion besonders heilsam. Dafür berühren Sie den Körper nur sehr sachte, der geringe Druck ermöglicht Ihnen ein wirkliches Mitgehen mit den Bewegungen des Kindes, und das Kind wird wiederum die Impulse Ihrer Beweg„ungsart integrieren.
Wenn z.B. ein Baby sich leichter zu einer Seite hin neigt als zur anderen, kann man auch seine Händchen umgreifen, dazu mit den eigenen Armen in Berührung mit den Flanken (Seiten) des Babykörpers sein und das Kind ein bißchen nach rechts und ein bißchen nach links neigen: nur millimeterweise oder zentimeterweise und sehr langsam!! Man geht dann mehr mit der Seite, die sich mehr und leichter neigt. Entsprechendes könnte durchgeführt werden für die Beweglichkeit der Hüftgelenke, oder für Drehungen der Wirbelsäule. Geht es um Ermutigungen, Unterstützungen oder gar Initiieren von wichtigen Entwicklungsschritten, macht man mit Zartgefühl Angebote und ist aufmerksam, wie dies aufgenommen werden kann. Diese Haltung kommt aus der Feldenkrais-Methode, aus der Idee der “ausreichend guten Umgebung” von Winnicott und den Konzepten der empathischen Beziehungsgestaltung (Kohut
Rogers
s. dazu Kap. 8 Fall
, Kap. 9 a und Kap. 10)
Eine erfolgreiche kindgemäße Krankengymnastik wird diese Einstellung integrieren. Nach vielen Bewegungen, die man zusammen mit dem Kind gemacht hat, probiert man eine Weise und Richtung der Bewegung, die dem Kind nicht so leicht fällt, aber funktional wäre. Ein Beispiel ist eine Neigung zu der Seite hin, die dem Kind gerade nicht so naheliegt oder die es vermeidet. Alles geschieht sehr langsam, „blind“, denn Bewegung spürt man leichter, wenn das Visuelle ausgeblendet wird, und der Bewegung eines anderen Lebewesens kann man sensibler folgen, wenn der eigene kinästhetische Sinn Ruhe und Zeit zum Spüren hat. Ich betone dieses Mithereinnehmen des Kindes und die Erlaubnis zu Langsamkeit immer wieder. Denn im Verlaufe der gut 25 Jahre, in denen ich mit Kindern, Eltern und PädagogInnen an diesen Themen arbeite, beobachte ich, wie die Haltungen von Ruhe und von Feingefühl immer seltener werden. Die Eltern im Druck unserer Zeit werden hektischer und dann manipulativer. Spüren und Beteiligen des Kindes IST Konzentration, es schenkt Gelegenheit für Aufmerksamkeit und übt sie. Mit einer solchen kinästhetischen und angepaßten Haltung der Eltern wird das Kind nicht korrigiert, und auch die Eltern werden nicht kritisiert, sondern beide erhalten Informationen fürs Lernen: um Lernen zu lernen. Die Berührungen, das Zusammenspiel und das Lernen müssen angenehm und inspirierend bleiben, sie sollen lustvoll, tänzerisch-fließend und spürsam sein. Dann sind sie fruchtbar für die Zukunft weiteren Lernens und für die Beziehung zwischen dem Kind und den Eltern. Diese Übung bietet sich schon als eine Begegnung zwischen ganz frischen Eltern und dem Neugeborenen oder dem wenige Monate alten Säugling an. Man kann sie ebenso gut weiter führen durchs erste Lebensjahr. Und vielleicht entfalten Sie solche Berührungstänze weiter, sie werden ein Anfang für weitere Kreationen in der Zukunft, für Familienspiele und auch für ein tiefes geistiges Verständnis untereinander. (Anm. dazu s. auch Kap. 11 und www.
contact)

 

7) INTERAKTIONEN VON ELTERN UND KIND

Die hier folgende Übung ist eine Kombination aus

1. Bewegungen für die Mutter, den Vater, eine andere Fürsorgeperson oder jeden anderen Erwachsenen zur eigenen Gesunderhaltung,
2. Anleitungen zur Bewegungsfreiheit des Kindes (ab etwa sechs Monaten) und
3. Anleitungen für lernunterstützende Interaktionen zwischen Kind und Erwachsenen.

Sie können dies in einer Bewegungsgruppe oder in einer therapeutischen Sitzung durchführen. Das Thema INTERAKTION wird ausführlich behandelt in Kapitel 7 und in Kapitel 9 b und d.
Das Feld von Unterstützung, Lassen und Folgen ist ein fundamentaler Baustein im Lernen. Für das Wachsen von Kind und Familie braucht es ein Abwägen zwischen Lassen und Helfen, zwischen Freiraum und Intervention. Aufgrund der heutigen zivilisationsbedingten Unwissenheit und Verkopftheit der Eltern kommt es häufig zu Mängeln, Fehlentwicklungen und orthopädischen oder seelisch-geistigen Problemen, denen manchmal eher durch Eltern-Selbsterziehung als durch medizinische Eingriffe oder schmerzhafte Krankengymnastik begegnet werden sollte.

Ich gab die Übungsabfolge den Eltern einer kleinen Gruppe, die sich zusammen mit ihren Babies bewegen wollten. Das Alter der Kinder variierte zwischen sechs und und 26 Monaten. Eine Frau hatte Rückenschmerzen seit der Geburt. Eine Frau strebte besonders schnell die Rückbildung von Gebärmutter und Beckenboden an. Viele Eltern waren im Stress wegen Parkplätzen, durch das anstrengende Tragen der Kinder, allgemein durch ihre Situation und aufgrund ihrer Selbstüberforderung. Oft strapaziert auch das viele Stillen in nicht immer entspannten Positionen. Die Übung dient den Müttern zur Muskelstärkung, Bewegungskompetzenz, Kraft und Elastizität von Beckenboden, Iliopsoas, Gebärmutter, Bauch- und Rückenmuskeln, einer guten Haltung und auch der Schmerzreduktion. Es ist berührend, wie sich immer mehr Väter mit Leib und Seele in diese frühen Kommunikationen hineinbegeben. Und auch sie brauchen „Gymnastik“ für ihre Wirbelsäule, ihren Bauch und ihren Beckenboden. Der Rahmen fördert die Interaktionskompetenz aller Beteiligten. Die Grundeinstellung basiert auf Bewußtheit und Feinfühligkeit, nicht auf einem Konzept von „richtig“ oder „falsch“. Man kann diese Bewegungen in Variationen oder mit Kürzungen auch täglich machen. Man lernt, das Kind mit dessen eigenen Interessen ins Geschehen einzubeziehen und seine Aktivitäten frei zu lassen. Diese Weise im Miteinander birgt die Chance für das Kind, sich zu mehr Autonomie zu entwickeln und dabei die Freude am Lernen und an der Selbstwirksamkeit zu erleben. Das Kind erwirbt seine Bewegungsfähigkeiten quasi am “Klettergerüst Mutter” oder am „Klettergerüst Vater“. Durch Bewegungen des Aufwärmens und der Einstimmung hat die Fürsorgeperson die Möglichkeit, sowohl für sich selbst zu sorgen und darüberhinaus mit dem Kind mittels Berührung und Bewegung zu kommunizieren.
Nun folgen die konkreten Vorschläge:
- Die Mutter oder eine andere Bezugsperson befindet sich in Rückenlage mit aufgestellten Beinen: Sie führen ein sachtes achtsames Rollen des Steißbeines nach vorne aus, also vom Boden weg, und das entsprechende Zurückrollen mit wenig Anstrengung; danach rollen Sie wieder das Steißbein nach vorne, dann das Kreuzbein Zentimeter für Zentimeter und bewegen es ebenso fein wieder zurück, legen es also auf den Boden.
- Wiederholen und spüren Sie, wie der Bewegungsimpuls durch den Körper fließt, versuchen Sie, die gesamte Wirbelsäule hinauf zu spüren, bis zum Hals und Kopf. Spüren Sie Ihren Atem und lassen Sie Ihren Atem zu.
- Währenddessen kann es sein, daß die Kinder z.B. krabbeln oder laufen. Lassen Sie die Kinder sich damit vergnügen, den Raum zu erkunden und weiter weg zu sein, wieder zu kommen, auch auf die Erwachsenen zu krabbeln und über deren Körper zu klettern. Dafür gestaltet man den Rahmen so, daß genug achtsame Augen die Kinder im Blick haben, damit sie gefahrlos auskundschaften können und damit die Eltern sich entspannt auch mit dem eigenen Körper befassen können. Dies kann Aufgabe der Leitung sein und eventuell eines Elternteils im Wechsel.
Wichtig ist mir dabei:
Ich helfe den Eltern, einmal nicht nach dem Kind zu greifen, es möglichst wenig zu tragen und ebenso nicht manipulierend von Ort zu Ort oder von Position zu Position zu „zwingen“.
- Dann leite ich die Mütter bzw. die Eltern an: Kommen Sie vom Liegen ins Sitzen und wieder zurück - auf verschiedene Arten: Probieren Sie anstrengende Arten und leichte Arten. Tun Sie nichts, was Ihnen nicht behagt. Spüren Sie, wie sich Ihre Wirbelsäule bewegt und wo Muskeln arbeiten. Dies bahnt für die Eltern das Nachempfinden dessen an, was die Babies ja erst lernen werden oder gerade gelernt haben. Und es soll die Erwachsenen körperlich erleben lassen, wasfür eine komplexe und sinnvolle Tätigkeit es beispielsweise ist, aus dem Liegen am Boden in das Sitzen zu gelangen.
- Da sich in meinen Gruppentreffen immer wieder Babies manchmal auf eine Weise auf die Füße stellten und nach hinten neigten, dann aus dieser Position - also zurück - fast fallen ließen, hatten Eltern oft Angst, die Kinder können auf den Hinterkopf fallen (was sie auch manchmal tun) und sich verletzen. Daher ziehen viele Eltern ein solches Kind zu sich und halten es fest. Dies ist oft eine Unterbrechung im Balancieren und Auskundschaften des Kindes und macht den Alltag für die Eltern anstrengend. Probieren Sie, nur eine Hand in der Nähe Ihres Kindes zu positionieren (zur Sicherheit des Babys oder zu Ihrer eigenen Beruhigung ), so daß es sich weiterhin frei bewegen kann. Nur so wird es auch lernen kann, Gleichgewichtsveränderungen zu spüren und auszugleichen. Für Ihre Zukunft ist das stressfreier und für ein Baby oder Kleinstkind lehrreicher und ungefährlicher. Sollte ein Kind regelmäßig nach hinten fallen, erlauben Sie ihm die Gelegenheit, dabei etwas zu lernen, also neue Wege anstelle des schmerzhaften zu suchen. Entweder begreift es schnell, daß es sich anderes ausbalancieren muß oder anders beugen und fallen muß oder Sie können nachhelfen, indem Sie einen winzigen Stups nach vorne geben. So erlebt das Kind eine andere Aufrichtung oder eine andere Fallbewegung. Aber Fallen muß es lernen! Es geht nicht um ein Nicht-Fallen, sondern um ein Funktionales Umfallen und Landen. (s. dazu mehr bei den Fällen

im Kap. 8)
- Ahmen Sie die Bewegungen Ihres Kindes nach: das Krabbeln, das Kriechen, die Übergänge in andere Positionen wie Seitenlage mit aufgestütztem Arm, Knieen usw. Beobachten Sie den Rumpf Ihres Kindes und spüren Sie auch Ihren eigenen Rumpf und Ihre Wirbelsäule.
- Spüren Sie Ihr Gewicht und die Verlagerungen Ihres Gewichtes.
- Nehmen Sie wahr, in welchen Momenten sich Ihr Körper aus dem Boden herausschiebt. Wann benutzen Sie den Widerstand des Bodens, um hoch zu kommen?
- Kommen Sie ins Stehen, mal mit dem Kind (auf dem Arm), mal ohne das Kind, und nehmen Sie während der verschiedenen Positionen und im Fluß der Bewegung wahr, wo Ihr Gewicht zum Boden geht: über ein Knie? Über eine Hand? Wann fühlen Sie Ihr Gewicht auf den Füßen?
- Spüren Sie die Bewegungen und die Form Ihrer Wirbelsäule: beim Ankommen im Stehen, beim Stehen, beim Gehen; beim Atmen.
- Wann schieben Sie sich im Gehen aus dem Boden heraus? Was macht Ihr Baby auf ihrem Körper? Wie können Sie das Gewicht Ihres Kindes, falls Sie es tragen, über Ihre Knochen zur Erde hinab ableiten? Diese Erdung beim Hinaufbewegen und beim Stehen und Gehen trainiert nicht nur die Muskeln des Beckenbodens und rund um die Bauch- und Beckenorgane, sondern die „Interaktion“ mit dem Boden bahnt für Große und Kleine den funktionalen Gebrauch der Wirbelsäule, des Rückens und des gesamten Bewegungsapparates.

Bei diesen Übungen erleben Sie, was Ihr Baby erlebt und was es lernt. Und Sie haben dabei ein angenehmes Training für Ihre Gesundheit und Ihren Geist. Was Lernen, Bewegungsfreiheit und körperliche Interaktionen betrifft, können Sie über folgende Ideen nachdenken und dazu Beobachtungen anstellen:
Wenn das Kind weniger festgehalten und seltener aufgefangen wird und mehr Bewegungsfreiheit hat, übt es, die Wirkung der Schwerkraft wahrzunehmen; es lernt selbst, das Fallen zu bemerken und sich aufzufangen: sich zu drehen oder sich zurückzubewegen oder sich mit den Händen zu stützen …Dies fördert seine körperliche und intellektuelle Beweglichkeit und schützt nachhaltiger vor Gefahren, z.B. später beim Gehen lernen, beim Hinauf- und vor allem Hinabgehen von Treppen oder auf dem Spielplatz. Ein Kind, das von Anfang an genügend Freiraum zur Bewegungserforschung erhielt, hat auch die Gelegenheiten, Höhenunterschiede zu erkennen, zu spüren, daß es in die Tiefe geht, eigene Drehbewegungen zu machen, sich etwa umzudrehen und eine Treppe rückwärts hinunter zu klettern. Solche glücklichen und regen Kindern sehen Sie in Abbildungen und Filmen aus der Arbeit von Emmi Pikler. (s. Kap. 9 d) Zur Sicherheit von Kind und Eltern empfehle ich, Babies möglichst früh spüren zu lassen, daß es Höhenunterschiede gibt, also kleine Wellen und Stufen auf Wiese und im Wald erleben zu lassen und in der Wohnung zu bauen. Kinder, die sich auch dann nicht umdrehen, um rückwärts einen Hang oder eine Treppe hinabzuklettern bzw. zu krabbeln, hilft man nicht, indem man sie trägt oder an der Hand festhält, im Gegenteil.
Üben Sie:
Seien Sie mit Ihrem Körper ganz nah präsent beim Kind, so daß Sie es notfalls auffangen oder begrenzen können, und lassen Sie es alleine suchen, probieren, etwas wagen, wie es ohne Gefahr . Erst dann stoppen Sie seine Bewegung, wenn es fallen, sich ernsthaft verletzen oder einen Schock bekommen könnte. Manchmal kann man den Kindern auch sagen oder es vormachen, daß sie sich umdrehen.
Natürlich werden strategisches Lernen und Selbstgefühl eher gepflegt, wenn das Kind suchen und selbst finden darf.
Dies ist auch der Grund dafür, daß ich mit Kindern eher keine Bewegungen einübe.
Möglichkeiten, sich zu berühren oder miteinander zu bewegen, gibt es in diesem Rahmen viele, ohne daß man das Kind festhalten oder manipulieren muß. Ich rege die Erwachsenen an, sich selbst im Kontakt mit dem Boden und mit dem Kind zu spüren: die Haut, die Muskeln und Knochen also, und damit auch das Kind zu fühlen. Oft ist es sehr ungewohnt für Eltern, daraus keine Aktivität des Hebens, Tragens oder Haltens zu machen. Wenige Mütter und Väter vertrauen heute noch dem Potential der Kinder: Genau dies suche ich zu unterstützen, indem ich einen Kompromiß zwischen Vorsichtigkeit und Loslassen anbiete, als Vorbild und mit Erläuterung. Daraus können sich Bewegungssequenzen entfalten, in denen die Mutter/der Vater dem Kind folgt oder das Kind dem Elternteil folgt oder wo sich ein wechselseitiges Folgen entwickelt.
Es kann ein kreativer Tanz entstehen, nicht im Sinne performerischer Kunst, sondern im Sinne gelebten Lebens zu mehreren. Manchmal braucht eine Mutter mehr Hilfe für ihre neue Rolle, einem Kleinkind gerecht zu werden. Oder ihre eigene Not wird durch die Herausforderungen deutlich; womöglich kommt es zur Krise. Dann kann eine Psychotherapie empfohlen werden. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, daß diese Körperarbeit im Rahmen einer professionellen ganzheitlichen Leitung therapeutisch wirkt. Gerade die körperlichen Aufgaben und die Fokussierung auf den eigenen Leib können zu einem Lernprozess führen, in dem Umlernen geschieht, z.B. von Ängstlichkeit zu Sicherheit, oder von Verlorenheit zu Erdung, zu Entspanntheit und Stärkung des Selbst. Dazu geben die Pionierinnen der Tanztherapie oder Körperarbeit wunderbare Anregungen. (s. z.B. Schoop, Trudi (), ...Komm und tanz mit mir! Verlag Musikhaus Pan, Zürich
Moscovici, K. Hadassa (1989), Vor Freude springen, vor Jammer in Stücke gehen, Luchterhand Literaturverlag Frankfurt a. M.) Viele Eltern internalisieren heute den Druck der Gesellschaft oder geraten in Panik, wenn ihr Kind schreit oder quengelt. Eltern werden heute von allen Seiten mit Ratschlägen oder Informationen überhäuft. Eine Ideologie ist entstanden, als ob Eltern perfekt sein müssen. Daher ist eine ansprechbare Begleitperson hilfreich. Auch für die Mutter gilt, daß “Physiotherapie Teil der Psychotherapie” ist (s. Winnicott, Donald Woods, Physiotherapy and Human Relations. In: Psychoanalytic Explorations p. 565).

 

8) MEDITATIONS- ODER RUHEÜBUNG FÜR KLEIN UND GROß

Gerade für die Absicht, Ruhe und Entspanntheit zu übermitteln, ist die Verbindung von technischen Skills und inneren Haltungen wichtig. Übungen allein helfen nicht, Beruhigung zu bringen oder Krämpfe und Spannungen zu lösen. Vorbild und Atmosphäre sind oft fruchtbarer. Das folgende Üben kann bei regelmäßiger Praxis der eigenen Zentrierung und Stressfreiheit dienen, der Gelassenheit und damit dem Abbau der Stresshormone bei Mutter, Vater und Pflegepersonen. Für Schreibabies oder Babies, die verzweifelt schreien, ist Gelassenheit ein Segen.
Schreibabies brauchen meiner Meinung nach ausreichende Ruhe, kinästhetische Empathie und Liebe, geschultes Behandeln, Responsivität für ihre Signale, sensible Berührung, sicheres Halten und Tragen.

a) Legen Sie in Ihren Tagesplan Pausen, Ruhe, Stille, Nichts-Tun ein, im Sitzen oder im Liegen. Genießen Sie das „Nichts“. Versuchen Sie, Ihr Denken sein zu lassen.
b) Seien Sie mit Ihrem Baby zusammen und achten Sie „nur“ darauf, Ihren Atem zuzulassen oder eine Berührung von Ihnen beiden wahrzunehmen.
c) Vor allem erschaffen Sie sich Ihre individuelle Ruhe-Übung, die speziell zu Ihnen und Ihrer Situation paßt. Es geht hier nicht um eine Leistung, aber um Selbstdisziplin. Sie spüren am besten, was Sie brauchen. Lassen Sie sich darauf ein, regelmäßig eine „Zeit der Stille“ oder einen „Zeit-Stillstand“ zu etablieren und Ihren Körper zu spüren. (Vergleichen Sie auch die Übung 4, Kap. 8 Fall
und Kap. 9a und
Hebammenbüchlein) .

8) VOM LIEGEN INS SITZEN

Diese Übung ist einem Vortrag und Workshop zum Thema „Bewegungsszenen und Familientherapie“ entnommen (Weißmann, Eva (2000), Bewegungsszenen von Kindern und Eltern - Systemisch-analytische Familientherapie. In : Trautmann-Voigt, Sabine, Bewegung und Bedeutung. Köln: Carl Richter Verlag)entnommen. Ich bringe sie in einer verkürzten Variante. Der Vorgang, einen angenehmen Weg vom Liegen ins Sitzen zu finden, ist eine Lernaufgabe innerhalb der Bewegungsentwicklung des Menschen, nämlich des Babys im Alter zwischen etwa 4 und etwa 12 Monaten. (Vergleichen Sie auch die Übung 8) Es kommt auf die Qualität des Lern- und Ausführungsprozesses an, nicht so sehr auf das Alter. Diese Fähigkeit, sich entsprechend beweglich, kompetent und anmutig auf dem Boden zu bewegen, kann auch im erwachsenen Leben gesundheitsfördernd sein, für die Gelenke, die Stoffwechselfunktionen, das Atmen und das Gehirn. Für das Kind gilt: Es muß erst diese Bewegungsfunktionen lernen und leicht und aufrecht sitzen können, bevor es auf einem Stuhl sitzt. Dies wird eine dringende Voraussetzung für das Lernen des Schulkindes werden.
Die Übungen:
Legen Sie sich auf den Boden und spüren Sie, ob Sie bequem liegen. Variieren Sie zwischen Seitenlage, Rückenlage und Bauchlage und beobachten Sie währenddessen die Wege und die Verlagerungen Ihres Gewichtes. Kommen Sie nun in die Rückenlage mit aufgestellten Beinen und bewegen Sie hier Ihre Knie, also die Beine und damit auch das Becken, nach rechts und nach links. Dabei verdreht sich die Wirbelsäule. Der Kopf darf sein Gewicht dem Boden überlassen. Danach rollen Sie zuerst mit dem Kopf, dann mit dem Brustkorb, dann mit dem Becken zu einer Seite hin, auch bis in die Seitenlage, nur zentimeter-weise, sogar millimeterweise, wenn das geht. Nach fünf- bis zehnmaligem Drehen bzw. Rollen dieser Art bewegen Sie sich in einem Fluß aus der Seitenlage weiter ins Sitzen, auf die leichteste Weise, eher faul als mit viel Spannung.
Im Sitzen experimentieren Sie wiederum damit, Ihre Knie und somit Ihre Beine nach rechts und nach links zu bewegen. Nach einigen Malen bewegen Sie sich daraus über die Seitenlage in die Rückenlage. Experimentieren Sie mit unterschiedlichen Kopfpositionen zwischen Hängen lassen, Aufrichten und Neigungen. Spielen Sie nun mit diesen Positionen und Bewegungen, benutzen Sie Ihre Neugier und Ihre Ideen. Beobachten Sie Babies und Kinder bei diesen Bewegungen. Ahmen Sie diese nach. Vor allem geben Sie Ihrem eigenen Kind viel Zeit und Freiheit, diese Bewegungen zu suchen und zu entdecken.
Wenn Sie solche Bewegungen im Beisein Ihres Babys machen, werden Sie staunen, wie es sich freut, daß auch Sie auf dem Boden „kullern“. Eine andere Überraschung kann sein, daß es Sie nachahmt.

 

9) BEWEGUNGSENTWICKLUNG UND FLEXIBILITÄT

Obwohl die bisherigen Übungen auch auf die Bewegungsentwicklung zielen, möchte ich doch noch einige wichtige Lernschritte erwähnen und dazu spezifische Anregungen geben:
Es sind Bewegungsaufgaben und Lernschritte nach der Geburt und teils auch tänzerische Vorschläge. Alle Sequenzen können auch von Erwachsenen, nämlich VON BETREUEND, PÄDAGOGISCH, PFLEGEND ODER MEDIZINISCH TÄTIGEN zur Schulung geübt werden, oder sie können als Therapie verwendet werden.
Zunächst gebe ich eine knappe Übersicht über das, was wir unter Bewegungsentwicklung verstehen können. (Anm. siehe dazu auch Kap. 5)

Die Bewegungsentwicklung ist die Entwicklung von Bewegungsmustern, von einzelnen Bewegungen, von Bewegungsfunktionen und von Bewegungskompetenz von der Zeugung bis zum Tod. Eine Permanente Erweiterung von Möglichkeiten, stetig zusätzliche Bewegungen, wie etwa: stoßen (im Uterus), sich drehen (im Uterus und nach der Geburt ab etwa vier Monaten), das Einbeziehen eines Stockes in die Schritte beim Gehen (bei Schwäche oder im Alter oder bei gebrochenem Fuß...). Die Entwicklung, das Lernen, kann aber auch mit sich bringen, daß jemand sich angewöhnt, sich nach vorne zu beugen oder zu einer Seite zu neigen...durch einen Schock, bei unbewältigtem Stress, Schmerz oder Trauma. Dies führt zur Entwicklung von Einseitigkeit und dazu, daß die Möglichkeiten abnehmen. Es ist dennoch für jeden von uns von jedem Moment und Ereignis aus möglich, unsere Lernfähigkeit auszuschöpfen, flexibler zu werden, Gesundheit(sverbesserung) und Glück zu finden. Unser Nervensystem, unser gesamter Leib und unser Gehirn sind so angelegt, daß wir ungeheuer lernbegierig und veränderungsfähig sind.
Die Bewegungs- und Lernfreude gilt ganz besonders für das erste Jahr: in Bauchlage den Kopf heben ist Bewegung, das Rollen und alle neuen Positionen sind Bewegungen. Die vielerlei Fähigkeiten, die in den weiteren Jahren erworben werden, das Balancieren und die Feinmotorik, sind Bewegungen: Malen, Geige spielen, auf einem Bein stehen, Treppen hinaufsteigen, jemanden zu sich ziehen. Die Koordination von grobmotorischer und feinmotorischer Bewegung ist eine besonders hochentwickelte Kompetenz des Menschen: etwa gehen und sprechen, sitzen und rechnen...
Das einjährige bis dreijährige Kind muss Erdung, Selbstaufrichtung und einen gesunden Gang ohne destruktive gewohnheitsmässige Fehlhaltung von Kopf, Schultern, Wirbelsäule usw. entwickeln. Dies geschieht, indem es sich das Gehen über einen langen Zeitraum aus dem Krabbeln und spiraligen Hochdrehen, aus dem Stossen der Füße, aus dem Herausschieben aus dem Boden er-spielt.
KONKRETE ETAPPEN UND BEWEGUNGEN/POSITIONEN

BEWEGUNG AM ORT UND FORTBEWEGUNG

GEHEN UND SPRINGEN

BEWEGUNGEN UND POSITIONEN

Balancieren auf einem Bein oder auf schmalem Untergrund

Sprung
Hüpfer

rückwärts gehen/

auf einem Bein stehen

sich drehen/Torsion

gehen
Dabei unterscheiden sich Gehen und Springen darin, daß man beim ersteren immer einen Kontakt zum Boden hat, beim zweiten jedoch einen Moment ganz in der Luft ist. Ferner sind Gehen und Springen deutlich Fortbewegungen, während Stehen, sich drehen, Balancieren auf einem Bein Bewegungen am Ort sind.
stehen

Einbein-Kniestand

Bärengang oder Bärenstand
auch stehend auf Kopf, Händen und einem Fuß

Kniestand und Kniesitz

Vierfüßlerstand

Krabbeln

Sitzen, ins Sitzen gelangen, und sich as dem Sitzen heraus bewegen

Kriechen

Bauchlage

sich drehen/rollen

Rückenlage

greifen

Hand öffnen
den Mund mit der Hand finden

Nach der Geburt erlebt das Kind die Erdanziehung. Es muß sich mit der Erdanziehung auseinandersetzen, also sein Gewicht verlagern und transportieren. Dies ist ein großer Einschnitt und eine richtig schwierige Aufgabe.

Während der Geburt muß es sich in Teilen mehrmals drehen, vor allem die Wirbelsäule, Es wird während der Geburt teils durch die mütterlichen Bewegungen, teils durch eigene Beweglichkeit, durch Nachgeben und Folgen auch in seiner Länge verdreht. Jedoch eine feine Differenzierung der Wirbelsäule, also die Flexibilität der einzelnen Wirbel, die für seine Aufrichtung und die Kulturfähigkeiten, wichtig ist, erwirbt es sich erst im ersten und zweiten Lebensjahr.

Im Uterus schwimmt das Kind und stößt an die Wände, die Plazenta, zieht an der Nabelschnur, kickt und stößt, macht Purzelbäume, beugt und streckt sich, führt den Daumen zum Mund und wird bewegt von den Bewegungen der Mutter.

Dies alles sind sowohl Positionen als auch Bewegungen. Denn wir bewegen uns von einer Position in eine andere. Dabei gibt es Grundpositionen: Jeweils muß das Kind zuerst eine vorige Position oder Bewegung gelernt haben, bevor es die nächste, anspruchsvollere erlernen kann: sitzen erst nach dem kriechen, oft auch erst nach dem krabbeln oder springen erst nach dem gehen. Wir bewegen uns stets auch innerhalb einer Position und kreieren damit Variationen
Das Kleinkind braucht viele Gelegenheiten, sich auf dem Boden zu bewegen und dann auf zwei Beinen. Fahrgeräte, die nicht als Spielzeug, sondern zur Fortbewegung statt des Gehens und Rennens benutzt werden, schaden dem Kind. In der ganz frühen Zeit wird leider vielen Babys die Bewegungsfreiheit ebenfalls nicht ausreichend gewährt: in Gurten, Tüchern und Gestellen. Der Körper gerät dann in große Überspannung. Dies kann die Stresskaskade aktivieren. Dabei werden Botenstoffe ausgeschüttet, die das Blut überfüllen, Gehirnareale können zerstört werden. Eine Stresskaskade führt zu Reaktionen von Flucht, Kampf, Rückzug, Totstellen, Lähmung, Resignation oder Dissoziation.

BEWEGUNG IST GEWICHTSVERLAGERUNG. BEWEGUNG AUF DER ERDE BRAUCHT UNTERSTÜTZUNG.
Eine Unterstützung ist eine stabile Unterlage, also keine weiche Matratze, kein Sessel, keine runde Schale, kein Maxicosi. Und ein Mensch wird auch behindert durch Festhalten oder Einschnüren an beweglichen Körperregionen wie Handgelenk, Schultergelenk, Hals, Taille, Hüftgelenke, Knie...

ÜBUNGEN:

1. Hand-zu-Mund-Bewegungen: Legen Sie sich mit Zeit und Ruhe auf den Boden und spüren Sie diese Beziehungen zwischen Hand und Mund.
2. Beziehung zwischen augen, Kopf und Wirbelsäule: Erforschen Sie, was passiert, wenn Sie die Augen auf ein interessantes Objekt richten und dann wieder auf ein anderes Objekt, Bild...Was tun Sie mit dem Kopf? Was geschieht mit Ihrer Wirbelsäule?
Sie müssen sich vorstellen, daß das Baby nach der Geburt lauter unbekannte Bilder sieht und noch nicht auf die verstehende Weise wie wir. Und es übt dabei die Bewegungen der Augen und das Fokussieren. Dem folgen die Kopfbewegungen und allmählich immer mehr die Wirbelbewegungen
3. Kopf-Heben: Legen Sie sich auf eine harte Unterlage und heben und senken Sie Ihren Kopf. - Pause- Wo spüren Sie Arbeit von Muskeln und wo Bewegungen der Wirbel?
4. Spiel mit den Füßen: Spielen Sie mit Ihren Füßen und mit einzelnen Zehen.
5. Rollen: Welche Arten zu rollen entdecken Sie?
6. Vierfüßler und Bärengang: In welcher „Gangart“ haben Sie mehr Spaß?
7. Spielerisches Balancieren : Experimentieren Sie mit Ihrem Gewicht auf verschiedenen Körperorten: in Seitenlage, gestützt auf einen Arm, einen Ellbogen oder auf die Hand; im Einbein-Kniestand mit flach aufgestelltem Fuß oder mit aufgestelltem Fußballen und Zehen. Stützen Sie sich auf Ihre Kniee, auf die Füße, Hände, den Kopf ...- gemeint sind keine Zirkusleistungen, sondern das Verteilen des Gewichtes, Verlagerungen und Tanzen, indem Sie Ihr Gewicht etwa auf den Kopf und die Füße oder auf beide Unterarme und ein Knie oder einen Fuß geben oder im Sitzen auf einer Beckenhälfte (auf einem Sitzbein) balancieren...
Worauf es ankommt, ist das Empfinden des Gewichtes und der Verlagerungen, der Spaß an Balance und Off-balance.
8. Spielen Sie damit, vom Boden ins Stehen und Gehen zu kommen - mit oder ohne Musik vergnügen Sie sich mit dieser Aufgabe
9. Klettern Sie auf allen Vieren Treppen hinauf und rückwärts hinab. Diese Aufgabe ist eine eine wirkungsvolle Vorbeugung gegen Unfälle und oft sehr lustig, wenn man sie zusammen mit einem Kind ausführt, das schon krabbelt und noch nicht geht. ( zu dem Thema „Treppen überwinden“ und Gefahren s.o. bei der Übung 9)
9. Tanzen mit Gehen: Tanzen Sie; gehen Sie; und verbinden Sie beides. ( zur Kunst des Gehens s. in Kap. 8 Fall 20 und Kap. 11)

Entwickeln Sie ein Gefühl für diese Aufgaben und das Explorieren Ihres Babys oder eben der Säuglinge und Kleinstkinder. Wenn Sie am eigenen Körper mit diesen Basisfunktionen in einer gelassenen Haltung experimentieren, erfahren sie dadurch Wohlgefühl und Schmerzfreiheit. Vielleicht holen Sie sogar etwas nach. In jedem Fall profitiert ein Kind von der Selbstwahrnehmung und Kompetenz dererwachsenen Person, die mit ihm umgeht. Versuchen Sie nicht, dem Kind direkt zu der Bewegung zu verhelfen, etwa indem sie sie ihm abnehmen oder es führen. Mehr Hilfe bei kranken Kindern sollte einer professionellen Begleitung überlassen werden. Wenn Sie ein chronisch krankes Kind oder eines mit einer Störung versorgen, dann beobachten Sie es genau und fein und kreieren Sie eine gute Umgebung und Beziehung.
Es bringt eine enorme Unterstützung und Stressminderung, wenn wir Muster parat haben, die es uns erlauben, uns auf unser Skelett und dann auf die Erde zu stützen und wenn wir diese Aufgabe nicht unseren Muskeln aufbürden. Im Bewegungslernen, also Bewegung- folgen und Suchen lernt die nächste Generation nicht nur gesunde Bewegungen und kinästhetische Wahrnehmung, sondern das Lernen paradigmatisch, Geduld und eine lange Aufmerksamkeitsspanne. (s. auch Übung 13 und die Kapitel 3 und 4) Unsere menschlichen Muskeln und Muskelketten können wir im großen Ganzen nicht direkt steuern, aber wir können mit unserem kinästhetischen Organsystem Knochen und Gelenke sehr präzise kontrollieren hinsichtlich Kraft, Richtung, Tempo, Rhythmus und Dynamik. So lenken wir Bewegung sehr gezielt, nehmen wiederum genau wahr, was wir tun, und können Handlungen korrigieren, verbessern, umlenken, sein lassen u.v.m., also auch unsere Fähigkeiten erweitern.
Dies unterstützt Kinder sowie Erwachsene im ökonomischen anmutigen Gebrauch von Leib und Seele. Durch einen ungünstigen Körpergebrauch oder eine Geschichte verschiedenartiger Verletzungen ist diese Körper- und Bewegungskompetenz bei der Mehrheit der westlichen Bevölkerung nicht mehr vorhanden. Auch in Bezug zu Erde und Boden kann unser Umgang mit dem ungeborenen Kind, mit dem Geburtsvorgang, mit dem Neugeborenen und mit uns selbst verbessert werden. Wir können die Erdanziehung als kraftschenkend statt kraftraubend in unser Körperbild integrieren. Dabei verhelfen das bewußte und spielerische Erleben, die Empfindungen der Schwerkraft und die Berührung der Füsse mit dem Boden zu Erdung, Zentrierung, Aufrichtung und zu einer ausbalancierten Haltung. Dies wiederum unterstützt auch seelische Ausgeglichenheit, schenkt Selbstvertrauen, "einen freien Kopf", die Öffnung zum Himmel und erleichtert schulisches Lernen, womöglich im Stillsitzen. (Rolf, Ida ( ) Rolfing: in Iliopsoas

Kavounoudias, A., Roll, R. and Roll, J.- P(2001). Foot Sole and Ankle Muscle Inputs Contribute Jointly to Human Erect Posture Regulation. Journal of Physiology, 532.3 869-878I)

 

10) „LANGE WEILE“ - LERNEN LERNEN UND KONZENTRATION LERNEN

Als Bewegungslehrerin oder als Erwachsener für sich selbst, als Mutter mit Baby, als Vater, nehmen Sie sich regelmäßig eine Stunde Zeit für das Erleben von Geduld an einer Bewegung und ihren Variationen

- Legen Sie sich auf den Boden oder machen sie es sich sonstwie bequem und genießen Sie, daß Sie Ihr Gewicht abgeben können. Mit Kindern kann man das Wohlgefühl besonders ausgiebig ausdrücken: tönen, schaukeln in Rückenlage...Ein Baby können Sie auf Ihren Bauch legen.
- Stellen sie dann Ihre Beine auf. Bleiben Sie weiterhin am Thema GEWICHT. Lassen Sie Kinder sagen, wie schwer der Kopf ist, die Arme...die Beine...die Zunge. Machen Sie ein Spiel daraus, jedoch bleiben Sie beim Spüren.
- Legen Sie sich dann auf eine Seite und geben Sie sich weiterhin viel Zeit für die Selbstwahrnehmung. Beobachten Sie das Gewicht.
- Befassen Sie sich in aller Ruhe mit der Beziehung zwischen Ihrem Körper und dem Boden bzw. der Erde.
- Bewegen Sie Ihren oberen Arm nach vorne, nach unten, nach hinten und nach oben - was macht Ihr Körper in Bezug zm Boden? Diese Wahrnehmungen dienen nicht nur der geduldigen Selbstbeobachtung, sondern sie lassen auch erfahren, wie jede Bewegung mit einer Gewichtsverlagerung gekoppelt ist. Daher entwickelt sich die Übung zu einem Erlebnis des Loslassens von Spannung und zu einer „Gewichts-Meditation“
- Nun lassen Sie Ihren Körper rollen, gleiten, drücken, sich abstützen. Vielleicht rollt Ihr Baby sowieso schon seit einer Weile. Vielleicht „meditieren“ Sie alleine und staunen, wie wenig es braucht, um sich wohl zu fühlen UND konzentriert in die eigene Mitte zu kommen. Ihr Atem wird ruhiger. Sie sind zufrieden im Miteinander von Körper und Erde bzw. Boden.
- Kommen Sie auch vom Rollen ins Sitzen und von dort wieder über die Seitenlage ins Liegen und Rollen.
- Wiederholen Sie es viele Male, jedoch achten Sie auf die feinen Varianten, die sich von selbst ergeben.
- Fügen Sie beim Rollen von einer Seite zur anderen Armkreise hinzu: Welche Armkreise passen - Suchen Sie geduldig. Es kommt nicht in erster Linie auf das Finden oder das „Richtige“ an. Nutzen Sie stets die Erde, die Sie trägt. (vgl. Halprin, Anna ( ), Movement Ritual

)
- Wie können Sie noch mehr Leichtigkeit in der Schwere erleben? Nehmen Sie diese banale Übung als Gedulds- und Ausdauer-Training. Sie ist das Gegenteil von Zerstreuung. für Alt und Jung hat sie zusätzlich die Nebenwirkung der Fitness, Wellness und des Trainings tiefer Muskeln.
- Vielleicht wollen Sie irgendwann Musik hinzufürgen, oder Sie wollen dazu singen. Oder Sie beginnen zu tanzen. Der Tanz gibt Ihnen beides: Die Erdverbundenheit und die Freiheit.
- Holen Sie sich immer wieder zurück: Bleiben Sie an dem zentralen Thema: GEWICHT. Üben Sie sich in „LANGER WEILE“.

11) LERNEN BIS ZUM LEBENSENDE UND AM LEBENSENDE - SENSITIVITÄT, RESPONSIVITÄT UND KINÄSTHETISCHE EMPATHIE

Diese Übung hilft Ihnen für die Entfaltung von Sensitivität, Einstimmung und Bewegungs-empathie, wenn Sie mit Menschen in veränderten oder extremen Bewußtseinszuständen arbeiten. Es kann sich um sterbende Kinder oder Erwachsene handeln, um Menschen im Koma oder Menschen mit Demenz, in anderen extremen Zuständen und mit Nerven- und Gehirnveränderungen u.a.m. Es kann sich auch um zu früh geborene, kranke und um besonders empfindliche Säuglinge und Kinder handeln. Die Übung lehnt sich an meine Arbeit mit Menschen in hohem Alter oder in Sterbeprozessen, mit Babys oder mit Gebärenden an. Sie ist wegen der Betonung von Einstimmung und Feinheit auch sehr geeignet für Kinder, für alle, die mit Kindern kooperieren, und vor allem für den eigenen Lernprozess:
- Beobachten und Fühlen Sie sich selbst
- Nehmen Sie sich wahr, wenn Sie alleine sind: Und spüren Sie sich gerade dann, wenn Sie mit Menschen zusammen sind, besonders in einer nicht alltäglichen Situation
- Können Sie zur Ruhe kommen und wahrnehmen, ohne sofort oder viel zu handeln?
- Bemerken Sie die Reaktionen Ihres Gegenübers auf Ihre Gedanken, Gefühle und Ihr Tun. Greifen Sie diese auf. - Folgen Sie den Reaktionen in Ihnen selbst und beim Gegenüber.
- Gut ist es, das Wahrnehmen eigener Bewegungen geübt zu haben, ebenso Langsamkeit und Feinheit in den eigenen Bewegungen trainiert zu haben.
- Üben Sie sich, wie in den Anleitungen zu 4) und zu 10) darin, Bewegungen mit dem kinästhetischen Sinn wahrzunehmen und zu begleiten; Ruhe zu praktizieren und mit Ruhe zu begleiten. Dann sind Sie auch bereit für heftigere Gefühle oder Bewegungen.
- Die Haltungen, die die Basis Ihrer Anwesenheit und Ihres Verhaltens sein könnten, sind: Nichts-tun, aber Mit-gehen, Aufnahmebereitschaft für sehr feine Signale, tiefe Demokratie, Wertschätzung alles dessen, was geschieht, und Kreativität
- Klopfen Sie - konkret oder metaphorisch - auch dann an, wenn jemand nicht antworten kann. Das gilt auch für die Begrüßung. Schauen Sie dem Menschen ab und zu in die Augen; und dann wiederum unterstützen Sie auch dessen Augenschließen oder Abwendung.
- Kündigen Sie an, was Sie tun oder zu tun versuchen
- Ölen Sie die Füße ein, streichen Sie die Fußsohlen bis zur Ferse und hinauf zur Kniekehle, um die Knie herum und das Schienbein und den Fußrücken hinab. Betrachten Sie immer wieder den ganzen Menschen und gehen Sie auf seine “Antworten” ein: Seien Sie in Eingestimmtheit mit ihm.
- Aus dem Streichen ergeben sich bereits Bewegungen. Entwickeln Sie diese Bewegungen weiter zu größeren, stärkeren oder rhythmischen…
- Seien Sie sich des Hautkontaktes bewußt bzw. der Berührung und sprechen Sie auch mit Ihrem Gegenüber in dem Sinne, daß dieser spürt, daß Sie nicht Ihre Pläne umsetzen, sondern seine Wünsche aufnehmen, selbst dann, wenn dieser Mensch nicht spricht oder sprechen kann. Babies z. B. verstehen überraschend viel.
- Hören Sie nicht auf, mit Ihnen Anvertrauten zu sprechen, auch wenn diese nicht sprechen. Und falls doch einmal ein plötzliches “Ja” kommt, gehen Sie darauf ein. Nach Monaten des Schweigens hören Sie vielleicht einen Laut oder einen Satz, der Ihnen rätselhaft ist. Gehen Sie darauf ein. Vielleicht hören Sie auch nie wieder Worte Ihres Gegenübers. Begleiten Sie dennoch auch mit eigenen Worten und schauen Sie auf die Reaktionen
- Gehen Sie auch auf Worte ein, die Sie nicht unmittelbar verstehen. Vor einiger Zeit sagte eine Dame im Altersheim zu mir: “Ich will in die Saudreckscheiße gebracht werden”- warum - “weil dort Wasser ist”- “ Ich habe große Angst” - Ich bin jetzt eine Weile bei Ihnen - “Ich danke Ihnen” - “Warum sterbe ich so schlecht. Ich will in die Saudreckscheiße” - Liebe Frau A., ich verstehe es noch nicht ganz, aber ich denke darüber nach.- “Ich danke Ihnen sehr” und sie reicht mir die Hand zum Dank …Das nächste Mal begann das Gespräch ähnlich...”Warum sterbe ich so schlecht?” Wollen sie sterben? “Ja” Was kommt dann nach dem Sterben? “Ruhe” Ja, Ruhe.
- Bewegen Sie den Menschen, sei er im Bett oder im Rollstuhl (oder in einer Wiege, stets mit Achtsamkeit und Blick auf die Feedbacksignale
- Greifen Sie die Feedbacksignale auf, sei das im Sinne von Widerstand oder Entspanntheit oder als Hinweise für Wünsche zu weiterer Bewegung.
- Sie können den ganzen Menschen bewegen, wo es möglich ist, oder berühren, wo es Ihnen erlaubt und willkommen erscheint - dies hat drei gute Effekte: Der Mensch spürt sich wieder selbst, er hat eine menschliche Verbindung und Sie können seine Signale aus diesem Tun heraus weiter entfalten. So kann dieser Mensch mit Ihrer Hilfe noch existentielle Erlebnisse erfahren, bevor er stirbt, oder während er eine wichtige Zeit außerhalb unseres “Normalbetriebes” durchmacht.
- Versuchen Sie, alles Geschehen für sich selbst und für Ihr Gegenüber als sinnvolles Schicksalsgeschehen anzunehmen.

Was hat dies mit AD(H)S oder mit Lernen zu tun? Zunächst lernen Sie bei dieser Übung etwas für Ihr Leben und für jeden Augenblick: nicht so sehr einen Inhalt als vielmehr eine produktive Haltung. Mit dieser Haltung unterstützen Sie die täglichen, stündliche und minütlichen Lernprozesse von sich selbst und von Gesunden und Kranken, von zur Welt kommenden Menschen, von Gebärenden und Sterbenden, so daß diese in die Lebendigkeit kommen können, oder ins Sterben eintauchen. Für Schulkinder mit Lernproblemen wäre eine solche weise Einstellung der Ruhe und Akzeptanz ein Segen und für LehrerInnen ein Mittel gegen Burn Out.
Ich entnehme wichtige Aspekte für diese Arbeit aus den Konzepten von Feldenkrais und Mindell (
Feldenkrais, Moshé ( )
Feldenkrais, Moshé ( )
Rywerant, Yochanan (1985), Die Feldenkrais-Methode, Kübler & Akselrad Verlag, Heidelberg
Leigh, William S. Leigh (1993), Zen-Körpertherapie: Rolf. Feldenkrais. Tanouye Roshi, Junfermann Verlag, Paderborn
Mindell, Quantummind and Healing
Mindell, Arnold, Schatten der Stadt
Mindell, Arnold, Meditation
Mindell, Schlüssel zum Erwachen

Mindell, Tiefe Demokratie

Mindell, Amy, Coma)
Seit ich mich mit diesem Thema des Lernens befasse und darin den körperlichen Aspekt als so gravierend sehe und immer wichtiger nehme, entdecke ich, daß ich damit nicht alleine stehe: s. Kaltwasser, Vera (2012), Achtsamkeit in der Schule im Teil 4 Bildung durch Achtsamkeit. Was die Pädagogik lernen kann in Zimmermann, Michael/ Spitz, Christioph/ Schmidt, Stefan (Hrsg.) (2012), Achtsamkeit. Ein buddhistisches Konzept erobert die Wissenschaft. Huber, Bern S. 167: hier äußert sie sich zum Lehrergesundheitszustand und S. 168: hier zur „zentralen Bedeutung des Körpers“.).

Übrigens erlebe ich Menschen mit Demenz (o.a.) oft nicht, wie das häufig formuliert wird, als “abwesend”, “unzugänglich”, “woanders”… Ich glaube vielmehr, daß mein Gegenüber durchaus mit mir in Kontakt ist, vielleicht schwer wahrnehmbar, oder Kontakt möchte oder mir etwas mitteilt oder mitteilen will. Nur bin ich so begrenzt, daß ich es nicht erkenne und mich daher hilflos fühle. Sicher befassen sich diese Menschen nicht mit unserer Realität und der Alltagsbanalität auf eine Weise, wie wir das tun. Und das gilt auch für Kinder, vielleicht gerade für Kinder mit dem andiagnostizierten “AD(H)S”, und andere Menschen, beispielsweise Künstler. Aber es existiert ja auch in unserer täglichen äußeren Welt viel Subtiles, Ungewöhnliches und nicht Meßbares. Innere Bilder,Träume oder Erkennen höherer oder innerer Welten könnte auch ein Teil von Realität sein. Das Nicht-vorhandensein von großem Aktionismus und klarem Austausch ebenso wie die eigene Wahrnehmungsbegrenztheit des Helfenden macht diese Arbeit daher auch so schwer, aber sinnvoll, so schwierig, aber lehrreich, so belastend, aber erfüllend. Wir werden ganz klein und nichtig, und dabei gleichzeitig sehr sehr wichtig als Haltende und Begleitende und für die eigene Entwicklung der Begleitenden.
Ich nenne diese Arbeit: Responsivität, Wertschätzen, Ernstnehmen oder körper- und signalorientierte Validation. Das meiste habe ich durch die Praxis und in den Ausbildungen bei den Mindells gelernt. Zu den Methoden der Validation gibt es verschiedene Konzepte: das von Naomi Feil, das zur “Aktiven Validation” und die Propädeutik. Auch die Kinästhetik befaßt sich mehr und mehr mit Sterbeprozessen, Koma und Demenz.

13) „ICH SCHAFFE DAS“: WORTE, KÖRPER UND BEZIEHUNG FÜR GROSSE HERAUSFORDERUNGEN UND KRISEN


Dies hier ist eine Übung, durch die ein resignierender oder verzweifelter Mensch umgestimmt werden kann, Wege aus einer Krise oder Überforderung zu finden und dafür selbst Resourcen zu mobilisieren. Dies kann so weit gehen, daß die negativen Gefühle einer Bedrohung in positive Gefühle zur umgeformt werden. Für solche Hilfe oder Selbsthilfe füge ich beruhigende und ermutigende Sätze, Atem- und Entspannungsimpulse und Berührung zusammen. Diese „Techniken“ müssen in eine Athmospähre von Gemeinschaft, Zuwendung, Hoffnung und möglicherweise auch der Gelassenheit eingebettet sein. Gerade dann, wenn sich ein Mensch als Opfer einer Situation oder von anderen Menschen betrachtet, wirken Autonomie und Aktivität auf den Geist, die Seele und den Körper, einschließlich der veränderten Ausschüttung von Hormonen. Schon der Blick darauf, und erst recht die Wandlung aus der Opferrolle heraus, wirkt also Wunder. Dazu braucht es Begleitung oder Vorbild und den Glauben an die Selbstwirksamkeit. Letztlich führt dies nicht nur zur Umwandlung der Situation und des inneren Erlebens, sondern der ganzen Person. Daher kann diese Übung als regelmäßige Meditation dienen, als Vorbereitung für den Ernstfall oder als direkte Hilfe in der akuten Situation. Fügen Sie in Ihrer Interaktion Worte, Atemhilfen und Berührung zusammen:

1) Als Helfer lassen Sie sich den Stressor oder die Bedrohung benennen und kurz beschreiben bzw. stellen Sie dies dar, wenn Sie sich selbst helfen wollen.
2) Etablieren sie die Rolle einer hilfreichen Person. Fragen sie z.B., wie diese helfende Person den Glauben an eine Bewältigung unterstützen könnte? durch Worte? durch Berührung?
3) Motivieren Sie zu einer neuen Sichtweise und zur Umwandlung.
4) Zeigen Sie, daß Sie davon ausgehen, daß das Problem wirkungsvoll angegangen werden kann. Bestätigen Sie Fähigkeiten der Wahrnehmung und der Wachheit. Anerkennen Sie Kompetenz und Körperbewußtheit. Bekräftigen Sie den Atemfluß, die Bewegungen des Atems und Möglichkeiten von Wohlgefühl.
5) Analysieren Sie die Elemente der Bedrohung und entwickeln Sie Klarheit über den Weg, sich diesen mit Phantasie und Vertrauen zu stellen
6) Zeigen Sie - sich selbst oder der Person, der Sie helfen - Ihre Hoffnung, stellen Sie dies auch körperlich oder als Imagination dar und machen Sie Ihr Vertrauen in die jeweils eigenen Kräfte, Energien und in die innere Weisheit deutlich.
7) Wenn Sie berühren und sprechen, achten Sie auf Reaktionen - wann erhalten Sie positives Feedback?
8) Ermuntern Sie Ihr Gegenüber (oder/und sich selbst), sich auf die Umwandlung zu konzentrieren:
sowohl auf die Transformation des Opfers in die Handelnde („Täter“) als auch auf die Umwandlung der Angst in die Herausforderung und Problemlösung.
8) Lenken Sie auch auf die Aussicht des Stolzes und der Freude, wenn die Aufgabe gelöst ist. Bei einer Geburt ist es das Mutter-werden und Erblicken des Neugeborenen. Bei der „Geburt“ der neuen Persönlichkeit sind es ebenfalls Glück, innere Veränderung und Erleichterung.
9) Geben sie Zeit und Ruhe. Begleiten Sie immer wieder mit einem ermutigenden oder beruhigenden Ton.
10) Beobachten sie körperlichen Ausdruck oder Bewegungen, die Anzeichen für Methoden der Bewältigung oder Kreationen der neuen tatkräftigen Person sind. Sie können diese Signale bekräftigen, sogar mitmachen.
11) Wie würde der Satz „Ich schaffe das“ als ausführlicherer Bericht aussehen - was ist verändert? Was wird in Angriff genommen?

(
1) Bestaetigen Sie Faehigkeiten der Wahrn, der Wachheit, KompetenzM Koerperbewu
2) Zeigen Sie Ihre Hoffng und Ihr Vertrauen in die Selbstae u power
3) Beruehr Sie und achten Sie auf Reakti
4) Teilen Sie die gr Wirkg v Atem mit und dass man viel lenken kann
5) Erinnern Sie an die Aussicht auf das Ki oder stolz d Leistung und Initiation

)

Gelegenheiten zu einer solchen Umwandlung einer Krise oder des Ausgeliefertseins zum Weg der Herausforderung und Lösung sind - neben dem Beispiel der Geburt - das Sterben, Krankheit, jeglicher Stress, Trauma und auch Riesenaufgaben in Familie oder Beruf. Oft wird es professioneller Begleitung bedürfen. Aus deren kreativer Bewältigung erwächst innere Reifung. Im Verlaufe meiner beruflichen Geschichte habe ich gute Erfahrungen damit gemacht. (vgl. dazu Kapitel 5 am Ende der Ausblick auf den Zuversichtsschimmer und in Kapitel 7 ? A die Situationen, wo es um Hoffnung geht; Literatur:

 

Feldenkrais, Moshé ( ), Der Fall Doris
-Feldenkrais, Moshé (1985), Die Entdeckung des Selbstverständlichen, Insel, Frankfurt a. M.
-Rywerant, Yochanan (1985), Kübler & Akselrad Verlag, Heidelberg
-Leigh, William S. (1993), Zen-Körpertherapie: Rolf. Feldenkrais. Tanouye Roshi, Junfermann, Paderborn
- Mindell 1985, Working with the dreaming body. Routledge & Kegan Paul, Boston; dt. Ausg. Der Leib und die Träume. Prozeßorientierte Psychologie in der Praxis. Junfermann, Paderborn 1987.
- Mindell 2004), The Quantum Mind and Healing - How to Listen and Respond to Your Body`s Symptoms, Hampton Roads, Charlottesville VA
- Rossi, Ernest Lawrence (1991), Die Psychobiologie der Seele-Körper-Heilung, Synthesis, Essen, Kapitel 6, 7 und 9)

 

So läßt sich eine Gefühlswelt von Angst und Alarmbereitschaft umwandeln in eine der Zentriertheit, Kraft und Annahme derer Herausforderung. Diese Transformation geschieht auf biologischer Ebene durch die veränderte Hormonproduktion: Dem geringeren Katecholaminausstoß entspricht geringerer Streß. Im Gehirn bedeutet dies eine beruhigte Aktivität im Sinne von Gammawellen (
vgl. Kapitel 4 unter 1) RUHE und 2) INNERE ZUSTÄNDE ), und im vegetativen Nervensystem der Hemmung des Sympathikus und der Aktivierung des Parasympatikus insoweit als eine gewisse Ruhe, nicht Trägheit, der Lösung den Weg ebnet.

HIERHIN?:
zu geburt: k 6 anf
kap g ende
kap 8 b

Besonders in Erwartung einer Geburt sind bereits während der Schwangerschaft Ideen gut, die Ruhe bringen UND auch übern, Entspanntheit, Loslassen, Vertrauen und Zuversicht. Ich wuerde jederzeit empfehlen, sich tief einzulassen auf alles, was Positivitaet uebt, langsamen geloesten Atem und Koerperbewusstheit. Wenn dies noch mit einer Geburtsbegleitung verbunden ist, die unterstuetzt und versteht, kann der Koerper angstfrei das vollbringen, was im Grunde naheliegt: das Kind windet sich durch den Geburtskanal, die Kraefte der Gebaermutter und Mutter tun sich mit seinen Bewegungen zusammen. Dafuer helfen folgende Methoden, die man taeglich wiederholt, so werden sie einverleibt:
- Feldenkrais- Aktivbewegungen und - behandlungen
- Praxis in Atemfokussierung und Singen
- Meditation zu Loslassen
- Gymnastik und Tanz.

Unter der Geburt ist eine empathische und kinästhetisch geschulte Begleitung, die führt und folgt, sinnvoll, und genau dieses auch vermittelt. So wird das bereits Eingeübte ermutigt und zur passenden Zeit angewendet. Eine solche Kombination aus - auch verbaler - Ermunterung, aus haltender Umgebung, die Loslassen erlaubt, und aus Responsivität in Berührung und Bewegung ist dem HypnoBirthing vergleichbar, das inzwischen viel in den USA und der Schweiz praktiziert wird.

 

Man könnte auch sagen, viele der beschriebenen Übungen, vor allem die Bewegungsanregungen, sind oder waren einmal Teil des „normalen Alltags“, so wie sich Kinder und Erwachsene eben bewegen und aktiv sind. Und sie wären nicht sinnvoll, gar nötig, wenn sich eben unser Alltag nicht drastisch geändert hätte.

Heute ist es üblich, die Babies vertikal in gestellen zu tragen und die kinder halb sitzend, halb liegend zu transportieren, viele Stunden am Tag. Spaeter sitzen sie auf Laufraedern, Fahrraedern und dann auf der Schulbank, dem Fernsehsessel und dem Autositz. Daher ergibt sich ein Mangel nicht nur direkt an Bewegung, sondern auch an Freiraum, sich zu bewegen, selbst den Koerper zu organisieren, sich wahrzunehmen und kreativ zu sein. Das wirkt sich auf die Kompetenz von Bewegungssensibilitaet und von vielfaeltiger Beweglichkeit , auf die Autonomie und die Gesundheit aus. Im Schlepptau werden Unzufriedenheit, Initiativlosigkeit und Lernschwierigkeit mitgeschaffen.

Ich ergaenze: Tragegestelle, Tragetuecher und Fahrradanhaenger wirken sich wie Käfige aus, wenn die Kinder ihr Leben darin zu lange und zu oft verbringen.

Es stellen sich die Fragen, wie für eine angemessene Umgebung für neue Einsichten (s. Winnicott) gesorgt werden kann, darin eingeschlossen: angemessene Interaktion, wie die Fürsorgenden die Wachheit erhalten, ihr Verhalten zu beobachten und zu reflektieren und wie sie die Energie und Lust bekommen, sich selbst innerlich zu ändern.

 

 

16) „ICH SCHAFFE DAS“: WORTE, KÖRPER UND BEZIEHUNG FÜR GROSSE HERAUSFORDERUNGEN UND KRISEN

 

( Fall Schmerz...Stock hier kurz umreissen?)

 

Dies hier ist eine Übung, durch die ein resignierender oder verzweifelter Mensch umgestimmt werden kann, Wege aus einer Krise oder Überforderung zu finden und dafür seine Resourcen zu mobilisieren. Ich denke hier etwa an Geburten, die oft an diesen kritischen Punkt kommen; auch an chronischen Schmerz oder Schmerzen aufgrund posttraumatischer Belastungsstörung. Sinn Kachen diese Umwandlungen des Gefühls von Ausgeliefertsein auch bei Beziehungsproblemen, bei Krankheit, jeglichem Stress, Trauma und in Sterbeprozessen.
Oft wird es auch professioneller Begleitung bedürfen. Die Unterstützung kann so weit gehen, daß die negativen Gefühle einer Bedrohung in positive Gefühle umgeformt werden. Für solche Hilfe oder Selbsthilfe füge ich beruhigende und ermutigende Sätze, Atem- und Entspannungsimpulse und Berührung zusammen mit aktiven Rollenspielen oder innerer Arbeit an Umwandlungen der momentanen Energie. Diesen „Techniken“ sollten wir Zeit geben im Rahmen einer Atmosphäre des Lassens, der Gemeinschaft, Zuwendung und Offenheit. Wenn möglich, sollten sie eingebettet sein in Gelassenheit und Hoffnung. Mit achtsamer Aktivität geht eine veränderte Ausschüttung von Hormonen einher. Schon der Blick auf eine veränderte Perspektive, und erst recht die Wandlung aus der Opferrolle heraus, wirkt Wunder. Dazu braucht es Begleitung, Vorbild oder Übung und den Glauben an die Selbstwirksamkeit. Letztlich führt dies nicht nur zur Umwandlung der Situation und des inneren Erlebens, sondern der ganzen Person. Daher kann diese Übung als regelmäßige Meditation dienen, als Vorbereitung für den Ernstfall oder als direkte Hilfe in der akuten Situation. Wenn Sie jemanden unterstützen, fügen Sie also Worte, Atemhilfen, Berührung und Ihre ganze Kreativität für eine umfassende und sogar ganzheitliche Sicht auf das Problem zusammen:
1) Bestätigen Sie die Kompetenzen oder teilen Sie Ihre Wertschätzung dafür mit, an Wahrnehmung, Wachheit und Körperbewusstheit bzw. wertschätzen Sie sich selbst.
2) Zeigen Sie Ihre Hoffnung und Ihr Vertrauen in die Selbständigkeit und die Power oder anerkennen Sie, was ist.
3) Teilen Sie die große Wirkung des Atems mit und dass man damit viel lenken kann
4) Erinnern Sie an die Aussicht auf die Veränderung, auf die Leistung oder die Initiation, etwa auf das geborene Kind und die damit „neu geborene Mutter“
5) Als Helfer lassen Sie sich den Stressor oder die Bedrohung benennen und kurz beschreiben bzw. stellen Sie dies dar, besonders wenn Sie sich selbst helfen wollen.
6) Etablieren sie die Rolle einer hilfreichen Person. Fragen sie z.B., wie diese helfende Person den Glauben an eine Bewältigung unterstützen könnte? durch Worte? durch Berührung?
7) Motivieren Sie zu einer neuen Sichtweise und zur Umwandlung.
8) Zeigen Sie, daß Sie davon ausgehen, daß das Problem wirkungsvoll angegangen werden kann. Anerkennen Sie alle Kompetenzen und Gefühle, sogar solche, die zunächst „negativ“ aussehen. Bekräftigen Sie den Atemfluß, die Bewegungen des Atems und Möglichkeiten von Wohlgefühl. Und seien Sie genauso offen für das Gegenteil und Rückmeldungen, die Sie beide eventuell in Frage stellen. Das erfordert das Balancieren zwischen Zuversicht und Anerkennung dessen, was ist.
9) Analysieren Sie die Elemente der Bedrohung und entwickeln Sie Klarheit über den Weg, sich diesen mit Phantasie und Vertrauen zu stellen
10) Zeigen Sie - sich selbst oder der Person, der Sie helfen - Ihre Hoffnung, indem sie sie auch körperlich oder als Imagination darstellen oder drücken Sie Ihr Vertrauen in die innere Weisheit aller Anwesenden aus. Der Vorgang kann Kräfte gebrauchen, vielleicht braucht er auch Loslassen bzw. „Nicht-tun“. Tanzen Sie das. Tanzen Sie die gesamte Situation, lassen Sie sich treiben; tanzen Sie weg von der Einseitigkeit der Not oder der Opferrolle und überlassen Sie sich einem größeren „Boot“ wie einer Arche. Als Helfer ermuntern Sie das oder tanzen Sie den Tanz für Ihr Gegenüber.
11) Wenn Sie berühren und sprechen, achten Sie auf Reaktionen - wann erhalten Sie ein Feedback, das Ihnen Einverständnis zeigt?
Und immer wieder: warten Sie ab. Was entwickelt sich aus der Stille?
12) Ermuntern Sie Ihr Gegenüber (oder sich selbst), sich auf die Umwandlung zu konzentrieren:
sowohl auf die Transformation des Opfers in die Handelnde („Täter“) als auch auf die Umwandlung der Angst in die Herausforderung und Problemlösung, womöglich auf einen Gestaltwandel, der in der Imagination eine überraschende Figur zeigt.
13) Lenken Sie auch auf die Aussicht des Stolzes und der Freude, wenn die Aufgabe gelöst ist. Bei einer Geburt ist es das Mutter-werden und Erblicken des Neugeborenen. Bei der „Geburt“ der neuen Persönlichkeit sind es ebenfalls Glück, innere Veränderung und Erleichterung.
14) Geben sie Zeit und Ruhe. Begleiten Sie immer wieder mit einem ermutigenden oder beruhigenden Ton. Pendeln sie flexibel zwischen einem beruhigenden Ton und dem Mitgehen mit der aktuellen Energie, also etwa heftiger Laute und Bewegungen. Beobachten Sie, was dann passiert.
15) Beobachten sie körperlichen Ausdruck oder Bewegungen, die Anzeichen für Methoden der Bewältigung oder Kreationen ungeahnter Lösungen sein könnten. Ihr Gegenüber könne ihre tatkräftigen Aspekte zeigen oder auch zu einer Figur werden, die mehr zuläßt. Sie selbst entdecken in sich überraschende Haltungen wie innere Ruhe im reißenden Strom, Gelassenheit, gar Faulheit.
16) Wie würde der Satz „Ich schaffe das“ als ausführlicherer Bericht aussehen - was ist verändert? Was wird in Angriff genommen?
17) Verzaubern Sie sich in die Energie oder eine subtile Essenz des Problems oder unterstützen Sie Ihr Gegenüber darin. Wenn Sie dies in Bewegung oder mit einem Ton ausdrücken, welche Botschaft erhalten sie daraus. Dieses ungewöhnliche Vorgehen und das subtile

(Meine Übung basiert auf verschiedenen Inspirationen, darunter
- Rossi, Ernest Lawrence (1991), Die Psychobiologie der Seele-Körper-Heilung, Synthesis, Essen, Kapitel 6, 7 und 9
- Feldenkrais, Moshé ( ), Der Fall Doris
-Feldenkrais, Moshé (1985), Die Entdeckung des Selbstverständlichen, Insel, Frankfurt a. M.
-Rywerant, Yochanan (1985),
Kübler & Akselrad Verlag, Heidelberg
-Leigh, William S. (1993), Zen-Körpertherapie: Rolf. Feldenkrais. Tanouye Roshi, Junfermann, Paderborn
- Mindell 1985, Working with the dreaming body. Routledge & Kegan Paul, Boston; dt. Ausg. Der Leib und die Träume. Prozeßorientierte Psychologie in der Praxis. Junfermann, Paderborn 1987.
- Mindell 2004), The Quantum Mind and Healing - How to Listen and Respond to Your Body`s Symptoms, Hampton Roads, Charlottesville VA
- Mindell, Arnold (), Dance of the Ancient One
)

So läßt sich eine Gefühlswelt von Angst und Alarmbereitschaft umwandeln in eine der Zentriertheit, Kraft und Annahme. Auch „alte“ Schocks und Verletzungen werden geheilt. Diese Transformation geschieht auf biologischer Ebene durch die veränderte Hormonproduktion: Dem geringeren Katecholaminausstoß entspricht geringerer Streß. Im Gehirn bedeutet dies eine beruhigte Aktivität im Sinne von Gammawellen, und im vegetativen Nervensystem die Hemmung des Sympathikus und die Aktivierung des Parasympatikus insoweit als eine gewisse Ruhe, nicht Trägheit, der Lösung den Weg ebnet.
( vgl. Kapitel 4 unter 1) RUHE und 2) INNERE ZUSTÄNDE)
Besonders in Erwartung einer Geburt, aber auch anderer familiärer oder beruflicher Riesenaufgaben, sind bereits frühzeitig Ideen gut, die Ruhe bringen und Loslassen. Ich würde jederzeit empfehlen, sich tief einzulassen auf alles, was langsamen gelösten Atem und Körperbewusstheit übt. Auch für das achtsame Wahrnehmen der Ereignisse müssen wir auf den Leib rekurrieren, das Denken genügt nicht.
Wenn es sich um eine Geburt handelt, so sind eine verständnisvolle Vorbereitung und Begleitung gut. Ganz grundsätzlich bedeutungsvoll für das Leben auf diesem Planeten sind Zentrierung und Erdung, das „Wir-gefühl“ zwischen Mutter und Kind, zwischen Geburtsvorgang und der Schöpfung. Der Körper kann angstfrei das vollbringen, was im Grunde naheliegt: das Kind windet sich durch den Geburtskanal, die Kräfte der Gebärmutter und der Mutter tun sich mit seinen Bewegungen zusammen. Dafür helfen folgende Methoden, die man täglich wiederholt, damit sie einverleibt werden:
- Sanfte Aktivbewegungen und Körperbehandlungen
- Atemfokussierung und Singen
- Meditation zum Loslassen und um sich dem Geschehen
zu überlassen
- Gymnastik und Tanz, ein Tanz in Verbindung mit der
Umgebung.
Unter der Geburt ist Begleitung, die führt und folgt, sinnvoll. Eine solche Kombination aus haltender Umgebung und aus Responsivität ist mit dem HypnoBirthing vergleichbar, das inzwischen viel in den USA und der Schweiz praktiziert wird.
Die Geburt eines Lebewesens ist ein Bild für jegliche Geburt: unserer Persönlichkeit, unserer inneren Entwicklung, einer Gemeinschaft mit tiefem „Wir-gefühl“ und der Geburt eines „Wir“, ohne das unser Planet nicht zu retten sein wird. Wir müssen „auf den Boden kommen“, auf die Erde. (Anm. zu Geburt s. auch Kap. 2, 3, 9a und 10)

Zu vielen der beschriebenen Übungen könnte man sagen, daß solche Bewegungen und Erlebnisse einmal Teil des „normalen Alltags“ waren. Und sie wären nicht so dringend nötig, wenn sich eben unser Alltag nicht drastisch geändert hätte.
Wir gehen wenig auf unserer Erde und schauen selten zum Himmel. Es gibt nicht nur ein Mangel an Bewegung, sondern auch an Freiraum, sich zu bewegen, selbst den Körper wahrzunehmen und zu organisieren, kreativ zu sein.

Was die Kinder betrifft: sie werden früh in Käfige gesteckt und herumtransportiert: Tragegestelle, Tragetücher und Fahrradanhänger. Dann kommen Laufräder, Fahrräder, die Schulbank, der Fernsehsessel und der Autositz. Im Schlepptau werden Unzufriedenheit, Initiativlosigkeit und Lernschwierigkeit mitgeschaffen.
Wie können wir Einsichten und Interaktionen vorleben, die die Zukunft ermöglichen? Wie können wir lernen? Wie können die Kinder lernen, was wesentlich ist? Fürsorgende brauchen die Wachheit, ihr Verhalten zu beobachten und zu reflektieren, und die Energie und Lust, sich selbst innerlich zu ändern: „Mit Kindern wachsen." (Kabat-Zinn, Maya und Kabat-Zinn, Jon (), Mit Kindern wachsen
s. auch Mindell, Code des Bewusstseins

 

 

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